viernes, 30 de octubre de 2020

Wenn Kirche aufersteht


Den verzweifelten Frauen vor dem Grab Jesu sagte der Engel “Freut euch!”. Wahrscheinlich glaubten sie sich verhoert zu haben, worueber sollten sie sich freuen, wo Jesús doch schon 2 Tage tot war?

In den 24 Jahren in denen ich in Peru als Seelsorger arbeite, ist mir das zweimal ganz deutlich passiert: eine totgeglaubte Kirche ersteht aus ihren Truemmern…

Das erste Mal war 1992: Inmitten des Terrorismus der spaeter auch 3 Maertyrer zur Seligsprechung fuerte und 60.000 Todesopfer forderte, wo in meiner Vorstadtpfarrei mehrere Zonen von Terrorgruppen kontrolliert waren und ich als Priester nur mit “Genehmigung” alle paar Monate Eintritt hatte, wurden ueberraschenderweise die Raedelsfuehrer festgenommen. Der Mythos war gebrochen, die Angst der Bevoelkerung war weg. Die Menschen bauten Kapellen aus Bastmatten und es brach so etwas wie ein kirchlicher Fruehling an, eine wunderbare Aufbruchszeit. Der Aufbruch war gekennzeichnet von Gebet und Suppenkuechen fuer die Aermsten, viele fanden wieder zu Gott und zur Kirche. 

Das zweite Mal findet gerade jetzt statt. Perú als Schwellenland wurde hart von der Coronakrise getroffen. Dabei hatte die Regierung zunaechst alles richtig gemacht. Schon eine Woche nach dem Auftauchen des ersten Falles wurde eine totale Quarentaene ueber das ganze Land verhaengt. Sie hat auch ungefaehr 2 Wochen funktioniert. Doch dann waren die Ersparnisse der Armen verbraucht. Viele Tageloehner und Scheinselbststaendige muessten ohne Arbeit verhungern, also mussten sie hinaus auf die Strasse um Arbeit zu suchen aber auch sich dem Virus auszusetzen. Dazu kamen enge Wohnverhaeltnisse und ein immer schon defizientes Gesundheitssystem: Es gab damals gerade mal 100 Betten auf Intensivstation – landesweit. Bald wurde auch der medizinische Sauerstoff knapp. Peru hat inzwischen ueber 70.000 Coronatote- mehr als zu Zeiten des Terrorismus. Fast jeder hat einen Verwandten oder Freund, der starb.

Die Kirchen sind geschlossen, nun schon ueber 6 Monate lang. Zunaechst war das auch fuer die Kirche ein Schock, ohne Gottesdienste keine Einnahmen fuer die Pfarrer. Manche haben ernsthaft um ihr Ueberleben gefuerchtet. Die Rettung war Facebook: Ab der ersten Woche haben alle Pfarreien ihre Gottesdienste im sozialen Netzwerk uebertragen. Die Menschen haben ihre Fuerbitten als Kommentare abgegeben und nach ca. 1 Monat auch an das Bankkonto des Pfarrers bezahlt. Inzwischen feiern wir etwa doppelt soviele Messen online als frueher mit Beteiligung der Glaeubigen. Und die Teilnehmer an den virtuellen Messen duerften mindestens dreimal soviel sein.

Vom ersten Moment an war Caritas ein wichtiges Element. Sie konnte Unternehmen und Einzelpersonen im In- und Ausland zu Spenden aufrufen und ueber ihre Pfarrcaritasgruppen direkt bei den Beduerftigsten Lebensmittel und Hygienekits verteilen. Der Erzbischof von Lima meinte treffend: Meine Kathedrale ist jetzt Caritas. In den letzten zwei Wochen gehen die Zahlen der Neuinfizierten und der Toten langsam zurueck. In den meisten Teilen des Landes sind ueber 30% der Bevoelkerung bereits infiziert, in der Urwaldstatt Iquitos sind es ca. 80%, was einer Herdeninmunitaet gleichkommt.

Unser Kardinal Pedro Barreto hat vor einem Monat die Aktion “Peru steht auf – jetzt” gestartet. Wissenschaftler und verschiedene Glaubensbekenntnisse, Unternehmer und Basisorganisationen tun sich zusammen um gemeinsam gegen die Ausbreitung des Virus zu kaempfen. Das ist eine Kirche die nicht um sich selbst kreist sondern wie ein Feldlazarett sich um die Verwundeten dieser Welt kuemmert. Das bringt ihr nicht nur Achtung ein, sondern aktive Mitarbeit. Die Kirche nach der Pandemíe wird eine solidarische Kirche sein, oder sie wird nicht sein. Das Entscheidende ist: In der Dunkelheit nicht jammern, sondern an die Auferstehung glauben. Gott handelt in seiner Kirche auch heute, wenn wir aufmerksam dafuer sind und bereitwillig mittun.

Selbst die Natur erholte sich waehrend der Quaraentaene: Die Luft in den grossen Staedten wurde sauber, Zugvoegel und andere Tierarten hatten mehr Lebensraum.

Auch die Schoenstattfamilie in Peru ist aktiv. Es gibt Facebookmessen aus dem Heiligtum, Rosenkranzgebet vom Hausheiligtum, uebertragen und mitgebetet von Hunderten von Familien, Gruppentreffen per Zoom und Untertuetzung von Armenspeisungen.

Auch die deutsche Kirche ist an dieser peruanischen Auferstehung mitbeteiligt. Fuer meine Praelatur habe ich Hilfe von Adveniat, Misereor und vielen, vielen Freunden und Einzelspendern erhalten. Herzlichen Dank dafuer.

Mitten im Dunkel ist das Licht der Auferstehung bereits sichtbar.

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(Dieser Artikel von mir erschien in der Zeitschrift "Basis" vom November 2020)