Welttag der Armen
Am Sonntag dem
13. November begehen wir bereits zum sechsten Mal den von Papst Franziskus ins
Leben gerufenen Welttag der Armen. In der Prälatur Caravelí/Perú in der ich
arbeite, verbinden wir das mit dem Caritassonntag. Die Kollekte ist für die
Arbeit der Pfarrcaritas, und die Pfarreien laden die Armen des Ortes zu einem
Mittagessen ein. Oft sind das in unserem ländlichen Bereich alleingelassene
alte Menschen, die Jungen sind in die Großstadt weggezogen. „Jesus Christus
wurde euretwegen arm“, sagt Paulus seinen Gemeindegliedern in Korinth, und dies
ist das Motto des diesjährigen Welttages. Jesus hatte kein Haus, kein
Bankkonto, kein Pferd, keine Sicherheiten. Er starb elend am Kreuz und ließ
keine Erbschaft zurück, außer der, dass man nicht zwei Herren dienen kann: Gott
oder dem Geld. Im Loslassen des Materiellen werden wir frei, finden wir ein
anderes Glück, das nicht von dieser Welt ist. Dagegen macht das Festhalten
verkrampft, voller Angst und Sorgen, dass jemand uns das, was wir haben,
wegnehmen könnte.
Die Pandemie und
nun der Krieg in der Ukraine haben am Vertrauen auf unsere falschen materiellen
Sicherheiten gerüttelt. Die Gesundheit und die Heizung im Winter sind plötzlich
nicht mehr so sicher wie vorher. „Wie viele arme Menschen bringt der Wahnsinn
des Krieges hervor!“ schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum
diesjährigen Welttag. Er zitiert Paulus, der damals eine Kollekte für die
verarmte Gemeinde in Jerusalem organisierte und ruft die Korinther zu mehr Solidarität
auf. Angesichts der Not dürfen wir nicht ängstlich an dem was wir haben
festhalten, sondern im Gegenteil, das wenige was wir haben teilen. Dieses
Teilen macht uns frei und offen für die Gemeinschaft.
Franziskus sagt:
„Es geht also nicht um eine Wohlfahrtsmentalität gegenüber den Armen, wie es
oft der Fall ist, sondern es geht darum, sich dafür einzusetzen, dass es
niemandem am Nötigsten fehlt. Es ist nicht der Aktivismus, der rettet, sondern
die aufrichtige und großherzige Aufmerksamkeit, mit der man sich einem armen
Menschen als Bruder nähert, der seine Hand ausstreckt, damit ich aus der
Lähmung, in die ich gefallen bin, erwache. […] [Es] darf sich niemand von der
Sorge um die Armen und um die soziale Gerechtigkeit freigestellt fühlen“.
In Deutschland
und Europa wurde Großartiges getan für die Aufnahme der Flüchtlinge aus der
Ukraine. Es geht um Geschwisterlichkeit mit den Armen. Eine samaritanische
Kirche zu sein ist wesensnotwendig, gerade heute. Die reale Begegnung mit den
Armen macht uns frei von unserer Oberflächlichkeit und dem Kreisen um uns
selbst. In diesem Sinne ist Jesus materiell arm geworden, um uns spirituell
reich zu machen.
Besonders in den
USA gibt es viele (freikirchliche) Gemeinden, die eine Theologie des
materiellen Reichtums verkünden. Dieser wird zum Zeichen, dass jemand von Gott
gesegnet sei. Dies ist zwar scheinbar eine geniale Inkulturation der
christlichen Botschaft in das kapitalistische Wirtschaftssystem, aber im Grunde
unchristlich. Der Kampf gegen den Kommunismus rechtfertigt dann die Verachtung
gegenüber den Armen, ein Neuheidentum, das eine gefährliche Nähe zum Faschismus
Hitlers zeigt. Die Ultrarechten Bewegungen zum Beispiel in Italien geben sich
zwar nach Außen sehr christlich, in Wirklichkeit stehen sie der Botschaft Jesu
jedoch diametral gegenüber, weil sie Hass auf Arme und „Andere“ schüren.
Natürlich ist der Kommunismus keine Alternative, wir brauchen einen dritten
Weg, eine wirklich solidarische, menschen- und armen- freundliche
Marktwirtschaft.
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