Reinhold Nann, Rundbrief 32 aus Peru vom 11. Mai 2020
Notfallhilfe Caritas Caraveli
Am 8. Maerz wurde der erste Patient mit COVID19 in Peru
entdeckt. Schon eine Woche spaeter wurde eine strenge Quaraentaene verordnet,
die insgesamt 10 Wochen dauern wird, bis zum 24. Mai, und auch dann wird sie nur
langsam und schrittweise abgebaut werden.
Durch die Quaraentaene hat Peru Zeit gewonnen, die Rate der
Infizierten stieg zunaechst nur langsam an, was aber auch an der zu geringen
Zahl der Proben lag. Heute (10.5.) hat Peru 67.000 Infizierte und 1890 Tote. Ca.
20.000 sind wieder gesund. Zu Beginn der Krise gab es gerade mal 100 Betten auf
Intensivstation mit Beatmungsgeraet. Nun sind es 900 und sie sind fast alle
belegt. Das Gesundheitssystem stand schon vorher und nun erst recht kurz vor
dem Kollaps.
Die Regierung handelt entschlossen und ca. 80% der
Bevoelkerung traegt die Massnahmen mit. Das Problem ist die mangelnde soziale
Absicherung: Nur ca. 30% hat einen regulaeren Job. Von denen hat nun auch die
Haelfte ihren Arbeitsplatz verloren, ist aber auf einige Monate hin noch
abgesichert. Das Problem sind die 70%, Tageloehner oder Scheinselbststaendige,
die irgendewas auf der Strasse zum Verkauf angeboten haben und nun dort von
Polizei und Militaer weggetrieben werden. Die Leute wuerden gerne zu Hause
bleiben, aber dann verhungern sie innerhalb weniger Tage. Die Regierung
versucht nun mit einer Art Universalzahlung dem Abhilfe zu schaffen, aber nur
ca. 30% in Peru hat ein Bankkonto und es ist fast unmoeglich, alle zu erfassen,
ganz besonders bei uns auf dem Land.
Dazu kommt das alte Problem der Korruption: Die Polizei
kauft ueberteuert falsche- Atemschutzmasken und infiziert damit hunderte eigene
Beamte. Aerzte haben jahrelang in staatlichen Krankenhauesern medizinisches
Geraet vergammeln lassen um die Patienten in ihre teuren Privatkliniken
umzuleiten. Die Buergermeister kommen mit der Verteilung der Lebensmittelpakete
nicht nach, bzw. kanalisieren sie bewusst an die Falschen. Ganz viele wohnen
nicht da, wo sie gemeldet sind.
Mit dem totalen Versammlungsverbot ist das kirchliche Leben
ist zunaechst mal zusammengebrochen.Meine 15 Pfarrer und Ordensschwestern als
Administratorinnen haben sofort reagiert: Alle uebertragen ihren Gottesdienst
und anderes auf Facebook. Erstkommunionvorbereitung lauft auch gerade digital
an: wir helfen den Eltern, ihre Kinder selbst zu Hause vorzubereiten
(Familienkatechese). Ich habe heute auch einen Gruss zum Muttertag auf meinen
Kanal bei Youtube gestellt. Wir entdecken gerade die Familie als Hauskirche.
Sie bekommen nun jede Woche ueber Whatsapp eine Gottesdienstvorlage ins Haus.
Das Problem: Meine Pfarrer leben nur von Messtipendien und Patronatsfesten. Das
faellt jetzt gerade alles weg. Ich musste fast allen seit Maerz finaziell kraeftig
unter die Arme greifen. Und die einzige einheimische Einnahmequelle der
Praelatur ist ebenfalls gerade weggebrochen: Die Miete der Mechanikerwerkstatt
in Lima fiel weg, weil das Geschaeft zumachen musste. Mit Messtipendien aus
Deutschland und meinen Ersparnissen kann ich das noch eine Weile durchhalten.
Und trotz eigener Schwierigkeiten schaffen wir es, eine arme
Kirche fuer die Armen zu sein. Jetzt oder nie sind wir das “Feldlazarett”, das
den Armen materielle und spirituelle Hilfe schnell und unbuerokratisch leisten
kann. Die Pfarrcaritasgruppen konnten mit Hilfe von Caritas Peru, Misereor und
euren privaten Spenden bisher folgendes Hilfsprogramm aufstellen:
5 Pfarreien haben im April Lebensmitteltueten an die
Aermsten ihrer Pfarrei verteilt. Ca. 200 Familien wurden erreicht. Die
Verteilung geht nur mit Hilfe oder Erlaubnis des Militaers, was auf lokaler
Ebene meist einfach zu loesen ist. Folgendes ist geplant und lauft gerade an:
1.
Lebensmitteltueten verteilen: Jetzt im
Mai und dann jeden Monat werden wir ca. 1500 Familien in 15 Pfarreien
erreichen. Kosten: E 15.000.-monatlich. Dies ist fuer den Monat Mai bereits
angelaufen.
2.
Vorsorgekits verteilen. Die Leute auf dem
Land haben bisher noch kaum Moeglichkeit und Einsicht ueber die Vorsorgemassnahmen.
Daher stellen wir ein Kit inclusive Informationsblatt zusammen mit: 10
Mundschutzmasken. 1 Pack Plastikhandschuhe. 2 Stueck Seife. 1 Schachtel
Paracetamol. (ca 15.000.- fuer E 50.000.-)
3.
Medizinkit fuer chronisch Kranke. Es gibt
viele chronisch Kranke, die im Moment ohne Medizin auskommen muessen, Weil das
knappe Geld fuer Essen ausgegeben wird: Diabetiker, Hoher Blutdruck, Verdauungsprobleme.
(ca E 10.000.-)
4.
Bisher haben 2 Pfarreien eine Essensausgabe
fuer Durchreisende oder Ankommende aus Lima angefangen. Es gibt im Moment
tausende, die aus Lima zu Fuss aufbrechen um in ihre Heimat zu kommen. Dort
werden sie aber erst mal in eine Quaraentaene gesteckt (manchmal innerhalb der
Kirche!) und muessen versorgt werden. (ca. 5000.- E monatlich).
Caritas Caraveli arbeitet mit Pfarrcaritasgruppen in 15
Pfarreien der Praelatur zusammen. Wir werden die Proyekte soweit ausfuehren,
wie wir Mittel dafuer bekommen koennen. Wir sind um jeden Betrag froh. Wir
werden euch beim Eintreffen des Geldes informieren, und am Ende einen
Abschlussbericht machen.
Gott segne und beschuetze unsere Armen und Euch alle.
Caraveli, 30.04.20
Euer
Reinhold Nann, Bischof von Caraveli
Blog: www.reinholdnann.blogspot.com
Facebook und Youtube: Reinaldo Nann
Konten:
In Perú:
Prelatura
de Caraveli (Banco de Credito BCP), 193-2070628-1-42
In Dtld:
Reinhold
Nann IBAN: DE53 7509 0300 0007 1054 87
Adveniat:
IBAN DE03 3606 0295 0000 0173 45 Dauert
etwas laenger, aber ohne Abzuege. Ueber 100E wird Spendenquittung ausgestellt. Vermerk: Praelatura de Caraveli/Peru