Reinhold Nann Rundbrief 13
Parroquia Santiago Apostol 13.02.08
Santiago de Chuco
La Libertad – Peru
r.nann@web.de
www.reinholdnann.blogspot.com
Liebe Freunde,
seit dem 25. Januar bin ich nun in Santiago de Chuco, das liegt 160 km von Trujillo (ca. 6 Busstunden) auf 3000müM. Es hat 5000 Einwohner, aber weitere 10.000 wohnen in kleinen Dörfern und Weilern, die mit dem Geländewagen in bis zu 3 Std zu erreichen sind.
Ich habe sogar Internetanschluß im Pfarrhaus, allerdings ist die Verbindung unendlich langsam und reicht für Internettelefonie nicht aus. Das Festnetztelefon habe ich vor 10 Tagen beantragt und es ist immer noch nicht da. Mein Handy ist gleich: 0051-44-9361945.
Das Pfarrhaus ist groß, es hat 3 Gästezimmer. Die Pfarrei hat einen 8 Jahre alten Geländewagen (Doppelkabine mit Ladepritsche): Toyota Hilux.
Der Umzug verlief gut. Als ich vor 6 Jahren aus Deutschland nach Trujillo kam, hatte ich nur 2 Koffer, diesmal waren es zwei Fahrten mit dem Geländeauto. Ich kam im strömenden Regen an, in den Anden ist gerade Regenzeit. Man muß einen Paß mit 4500m Höhe überqueren, auf einer gut befestigten, aber nicht geteerten Straße. Die Landschaft ist in der Höhe karg, aber spektakuär.
Niemand erwartete mich, mein Vorgänger hatte kaum informiert. Ganz im Gegensatz zu den rauschenden Verabschiedungen in meiner bisherigen Pfarrei in Trujillo.
Erste Eindrücke:
Das Pfarrhaus ist unendlich kalt. Da es in der Nacht auf ca. 5Grad Celsius abkühlt (tagsüber in der Sonne um 20 Grad), die Fenster ziehen und keine Heizung vorhanden ist, muß ich mich im Haus dicker anziehen als draußen. Das ist gewöhnungsbedürftig. Auch ist abends praktisch nichts los, so früh bin ich fast nie ins Bett gegangen wie hier.
Es sind wenige Leute in der Kirche.Die Kirche ist riesengroß für das Patronatsfest im Juli, aber unter dem Jahr wohnen hier halt 10 mal weniger Leute als in meiner früheren Pfarrei. Und jetzt in den Ferien sind es noch weniger, alle Lehrer und viele Kinder und Jugendlichen sind bei ihren Verwandten an der Küste (Trujillo).
Man braucht länger, um mit den Menschen warm zuwerden. Ich habe Geduld, und bin gespannt, was da noch alles auf mich zukommt.
Es gibt viel zu tun. Im Moment bin ich noch am Auspacken und erste Kontakte knüpfen. Das Pfarrhaus wird hoffentlich bald etwas wohnlicher werden, das Gemeindehaus ist im Rohbau, das Kirchendach muß renoviert werden. Bis nächstes Jahr ist geplant, eine Pfarrschule zu bauen (dabei will die in der Nähe arbeitende Goldmine helfen).
Ich will in den umliegenden Dörfern Kirche präsent machen. Dort gibt es fast nur 1 mal im Jahr eine Messe zum Patronatsfest, den Rest des Jahres bleibt die Kirche zu. Das will ich ändern durch Schulung von Laien aus diesen Dörfern.
Santiago ist ein guter Ort für Priesterberufungen. 5 derzeit aktive Diözesanpriester stammen von hier, 5 junge Leute aus dem Ort sind im Priesterseminar.
Die Provinz Santiago gehört zu den ärmsten Zonen in Peru. Seit wenigen Monaten gibt es ein Programm der Regierung, das Familien aus dem ländlichen Raum in diesen Armutsbezirken eine Art monatliche Sozialhilfe von 100 Soles (=25 Euro) bezahlt. Und die Schlange an der einzigen Bank von Santiago ist lang.
Außerdem wurde ich zum Bistumsbeauftragten für die Minen- und Umweltpastoral ernannt, das zusammenzubringen ist etwa die Quadratur des Kreises. Peru erlebt seit einigen Jahren einen echten Minen-boom, besonders seit in der letzten Zeit der Goldpreis kräftig gestiegen ist. In der Provinz Santiago, auf ca. 4000m Höhe, liegt die kanadiensische Goldmine Barrick, die 2006 allein 160 Millionen Euro an Steuern bezahlt hat. Die Hälfte dieser Steuern steht den Gemeinden für Proyekte im Erziehungs,- Gesundheits- und Infrastrukturbereich zur Verfügung, so daß die Anwesenheit einer solchen Mine durchaus auch als Segen bezeichnet werden kann. Allerdings bestehen natürlich auch Umweltrisiken, was die große Mine allerdings recht glaubhaft minimisiert, indem sie in einem geschlossenen Wasserkreislauf arbeitet. Außerdem gibt es auch viele kleine informelle Minen, die viel weniger Sicherheit bieten. Die Bevölkerung ist genauso gespalten. Einerseits will sie den Reichtum der Minen ausnutzen, daß auch etwas fürs eigene Dorf abfällt, auf der anderen Seite gibt es große Ängste, daß die Erde und das Wasser, die Lebensgrundlage, vergiftet werden.
So werde ich nun Ansprechpartner sein, versuchen zu vermitteln in den unterschiedlichen Interessen. Auch da: mal sehen, was auf mich zukommt. (www.pastoralmedioambiente.blogspot.com)
So hat sich nun mein Leben auf einen Schlag radikal verändert. Ich habe es selbst so gewollt, und lasse mich auf die neue Herausforderung ein. Viele Bilder findet ihr auf meinem blog: www.reinholdnann.blogspot.com
Wenn jemand meinen Rundbrief nicht bekommt, kann ich ihn gern in den Verteiler aufnehmen, ich brauche nur seine e-mail-Adresse.
Ich wünsche euch allen eine gute Fastenzeit.
Euer Pfr. Reinhold Nann
jueves, 21 de febrero de 2008
lunes, 11 de febrero de 2008
Schlangestehen für Sozialhilfe
martes, 5 de febrero de 2008
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