miércoles, 16 de junio de 2021

 


Wahl- Kampf der Kulturen

Wie vor mehr als 500 Jahren prallten im Mai/Juni 2021 in Perú 2 Kulturen aufeinander: die westlich-Rationale auf die andin-Magische. Und wie es Stichwahlen so an sich haben: das Land spaltete sich in 2 Teile: Auf der einen Seite steht Keiko Fujimori mit der diktatorialen Vergangenheit ihres inhaftierten Vaters.  Sie konnte fast die gesamte Ober und Mittelschicht vor allem in Lima und in den Kuestenstaedten hinter sich bringen. Ihr gegenueber steht Pedro Castillo, ein Gewerkschaftsfuehrer und Lehrer im Hinterland, der immer mit dem typischen Hut der andinen Bevoelkerung auftrat und die Ausrottung der Armut versprach. In seinem Wahlprogramm wird der Marxismus-Leninismus als Basis genannt.

Kardinal Pedro Barreto und Buergerrechtsorganisationen  hatten kurz vor der Sichwahl beide Kandidaten zum Unterschreiben einer Buergerrechtserklaerung gebracht, auf der sie sich zum Einhalten grundsaetzlicher demokratischer Regeln verpflichteten. Diese Selbstverpflichtungen koennen nun nach der Wahl vom Gewinner eingefordert werden. Die Bischofskonferenz hat sich neutral verhalten, waehrend einzelne Bischoefe und Priester und auch evangelische Prediger sich doch sehr dezidiert in den angeblichen “Kampf gegen den Komunismus” einspannen liessen.

Am 6. Juni war Wahltag. Wie im Krimi war lange unklar wer gewinnen wuerde. Nach ueber einer Woche und Auszehlung von 100% der Stimmen liegt nun Castillo mit 50,125% vorne. Aber Fujimori gab nicht auf. Mit 500 Anwaelten wurden ganze Wahllokale beanstandet, und nun muss das oberste Wahlgericht ueber hunderte von Antraegen (mit ca 200.000 Stimmen) einzeln entscheiden. Inzwischen werden die Leute auf der Strasse ungeduldig: Die Armen glauben, dass man ihre Stimmen annulieren will und die Reichen verteidigen in grossen Aufmaerschen die “Demokratie” oder auch nur den eigenen Geldbeutel gegen den “Kommunismus”. Es sieht sehr nach dem letzten Zappeln eines toten Fisches aus, aber dahinter koennte auch die Strategie stehen, dass nur ein Militaerputsch das Chaos der Strasse beenden wuerde.

Ich bin von keinem der beiden Kandidaten ueberzeugt. Aber in einer Demokratie muss die Entscheidung der Mehrheit respektiert werden und in meiner Praelatur (Arequipa/Ayacucho) haben ueber 80% Castillo gewaehlt. Jetzt ist es wichtig, die Wahlpolemik erstmal abzulegen und zum Wohl aller miteinander zu reden. Vielleicht ist es doch moeglich sich ueber einige Punkte der Pandemie- und Armutsbekaempfung einig zu werden. Pedro Castillo hat im Parlament nur eine kleine Minderheit hinter sich, die nicht ausreicht eine jederzeit moegliche Amtsenthebung zu verhindern. Wenn er sich nicht der demokratischen Mitte annaehert, werden wir ihn wahscheinlich nicht allzu lange als Praesident haben.

lunes, 31 de mayo de 2021

Rundbrief 33 vom 31. Mai 2021

 Liebe Freunde in Deutschland,

Nun sind wir schon im zweiten Covid Jahr. Die Impfung lauft langsam an in Perú, bisher sind ca. Eine Million Menschen mit beiden Dosen geimpft worden, vor allem medizinisches Personal und die ueber 80 Jaehrigen. Diese schauen allerding in der Provinz Caraveli weiterhin in die Roehre, zu uns sind bisher noch keine Impfstoffe gekommen, irgendwie scheint es mit der Verteilung nicht zu klappen.

Die Praelatur Caraveli hat dank der Unterstuetzung deutscher Spender in dieser Zeit vor allem Lebensmittelhilfe geleistet. Es gibt weiterhin 5 Armenkuechen, fuer die Alten und Arbeitslos-Gewordenen. Daneben hat Caritas Caraveli auch Sauerstoffflaschen und kleine Sauerstoff produzierende Geraete erworben, die von den Pfarreien direkt an die Patienten verliehen werden. Medizinischer Sauerstoff ist weiterhin ein knappes Gut, obwohl die Kirche zusammen mit Buerger- und Unternehmerinitiativen ca. 40 grosse Sauerstoffanlagen erworben hat.

In Caraveli haben wir lange unsere Sauerstofflaschen im 3 Stunden entfernten Camaná aufgefuellt. Nachdem aber die beiden Anlagen dort an ihre Produktionsgrenze stossen und es hier Engpaesse in der Versorgung gibt, haben auch wir beschlossen, eine solche Anlage anzuschaffen. Der Buergermeister und Buergervetreter von Caravelí haben sofort die Praelatur gebeten, hier aktiv mitzuarbeiten, was wir auch sofort getan haben.

Die Anlage, die ca. 30 Sauestoffflaschen taeglich fuellen kann, kostet 100.000 US-Dollar. Sowohl die oertlichen Unternehmer, Verwandte und Freunde in Lima als auch die Pfarrei und die Praelatur werden dafuer ihren Beitrag leisten. Alle Spenden von Ihnen/Euch die von Abril bis Juni dieses Jahres eintreffen, werden ebenfalls dafuer eingesetzt.

Daneben haben wir in diesem Jahr eine Kampagne zur psychischen Gesundheit gestartet, die vor allem unsere Pfarrschulen, die Religionslehrer aber auch viele andere Familien erreicht hat. Ueber Zoom und Facebook haben wir 8 Vortraege von Psychologinnen verbreitet, die von uber 2000 Zuhoerern (das sind fast 5% unserer Praelatur) dankbar angenommen wurden. Die Pandemie hat naemlich viel Angst, Stress und Depression erzeugt, da braucht man auch emotionale Hilfe, sowohl spiritueller als auch psychologischer Art.

Wir sind gerade in der Endphase der Stichwahl im Praesidentschaftswahlkampf. Waren es im ersten Wahlgang 15 Kandidaten so sind es in der Stichwahl nur die beiden mit den meisten Stimmen: Pedro Castillo, ein linker Gewerkschafts- und Bauernfuehrer gegen Keiko Fujimori, Tochter des Diktators der 90er Jahre, Alberto Fujimori, der im Gefaengnis sitzt. Peru zeigt sich in seiner ganzen Zersplittertheit: Waehrend Lima und die Reichen weitgehend fuer Fujimori stimmen werden, hat Pedro Castillo seine Anhaenger unter den Armen und in der Provinz. Es ist schwer zu sagen, was fuer das Land besser sein wird, beide Parteien sind eher antidemokratisch und mit Korruption vertraut, wirtschaftlich gesehen ist die doch sehr marxistisch inspirierte Partei Castillos eher die groessere Gefahr. Ich kann mich wie viele hier bisher noch nicht durchringen, am naechsten Sonntag einem dieser Kandidaten meine Stimme zu geben.

Trotz allem geben wir die Hoffnung nicht auf. Peru wird auferstehen, der Heilige Geist wird uns zeigen wann und wie.

Ich hoffe im Juni geimpft zu werden. Vielleicht mache ich dann im August/September noch eine Reise nach Deutschland oder ich verschiebe sie doch auf 2021.

Meine viele freie Zeit habe ich seit August letzten Jahres fuer insgesamt 3 monatliche Fernstudien eingesetzt ueber so unterschiedliche Themen wie “Katholischer Feminismus”, “Missionstheologie” und “Kirchenrecht”. War sehr interessant.



Am 9. Abril wurden 4  Priesteramtskandidaten zu Diakonen geweiht. Nach 6 Jahren Pause ist das ein Zuwachs unseres Klerus um 20%. Ein relativ junger Priester schied allerdings Anfang des Jahres aus dem Dienst aus.

Am 13. Mai haben die Seelsorgeschwestern von Caraveli (MJVV) eine weitere Pfarrei (Incuyo) uebertragen bekommen. Nun sind schon 4 Pfarreien der Praelatur Schwestern anvertraut worden. Pfarrer kann ich sie nicht ernennen, nach gueltigem Kirchenrecht, aber sie haben alle Rechte und Pflichten eines Pfarrers uebertragen bekommen, ausser Beichte und Messfeier. Die Schwestern halten ihre Wortgottesdienste, hin und wieder wird auf Bitten der Glaeubigen dann mal ein Nachbar-Pfarrer eingeflogen.

Eine grosse Freude ist es mir, dass seit diesem Jahr in insgesamt 7 Pfarreien die Familienkatechese wieder angefangen hat. Vor 2 Jahren waren es nur 3 Pfarreien. In der Familienkatechese bereiten die Eltern ihre Kinder auf die Erstkommunion vor, in einem 2 jaehrigen Glaubenskurs. Das Material erhalten sie digital zugeschickt und je nach Moeglichkeit wird es den Eltern ueber Zoom oder einfach nur Telefonanruf erklaert. Leider ist in den eher laendlichen Bereichen das Internet nicht ausreichend. Ich bin inzwischen auf Nationalebene fuer die Familienkatechese zustaendig, habe aber ein gutes Team dafuer in Lima.

Irgendwie gefaellt mir die digitale Welt. Ich mache kaum noch Reisen und bin richtig haeuslich geworden. Jetzt habe ich sogar reinen Hund und eine Katze im Haushalt. Mein Hund hat einen Namen auf Quechua bekommen, in der Sprache der Inkas heisst das soviel wie “Schoener” oder “Bello”.

Ihnen/Euch allen herzlichen Dank fuer Eure Anteilnahme. Bleibt gesund und lebt im Vertrauen auf Gott in dieser komplizierten Zeit. Am heutigen 34. Jahrestag meiner Priesterweihe, euch/Ihnen allen ein herzlicher Segensgruss

Ihr/Euer Bruder Bischof                                               Reinhold Nann, Caravelí/Perú.

 

r.nann@web.de www.reinholdnann.blogspot.com

Fuer Steuerbescheinigungen Spende an Adveniat mit Vermerk: Praelatur Caraveli/Peru:

IBAN DE03 3606 0295 0000 0173 45