Am 14.11.14 starb mein Vater im Alter von 81 Jahren an einem laengeren Krebsleiden. Er ist nun heimgegangen zum himmlischen Vater. Die Familie konnte sein Sterben begleiten und sich gut verabschieden. Am Morgen nach seinem Tod erschien ein wunderschoener Regenbogen ueber unserem Dorf. Es war fuer uns wie ein Zeichen: "Es geht mir gut. Ich bin bei Gott und bei Euch. " Ganz herzlichen Dank an alle Verwandten und Freunde fuer Euer Gebet und geistige Solidaritaet.
Ich fuege die Predigt bei der Beerdigung bei:
Die Seligpreisungen in der Bergpredigt beschreiben Menschen, die anders
leben. Jesus preist sie selig, weil sie so leben wie er, weil sie mitten im
Leben uns schon einen Einblick in den Himmel geben. Nicht dass sie ohne
Probleme in der vollen Glueckseligkeit waeren, nein mitten im Leid leben Sie
innig mit Gott verbunden. Es ist eben nicht eine Insel der Seligen, wo man
abgeschottet von der boesen Welt im vollen Glueck waere, nein es zeigt
vielmehr, dass diejenigen, die jetzt leiden genau dadurch sich naeher bei Gott
wissen duerfen.
Ich habe
mir die Muehe gemacht, diese Seligpreisungen der Bibel ein wenig auf meinen
Vater hin zu praezisieren, sie etwas auf ihn hin zugeschnitten. Das sind also 5
neue Seligpreisungen, die vom “Holdi”:
1.
Selig die anderen ihre “alte Kaerre”
reparieren, den sie werden im Triumph in den Himmel hineinfahren…
Wenn es ums Reparieren von einem “Bulldog” oder
Auto ging, dann war mein Vati unglaublich hilfsbereit. Staendig hat er in der
“Garage” irgendjemandem einen Gefallen getan. Ja er war ein Tueftler kein
Theoretiker. Und sehr praktisch veranlagt. “Nit dumm, lieber recht fuel” war so
ein Spruch von ihm, wenn es darum ging irgendetwas anzuwenden oder zu erfinden,
damit die Arbeit leichter geht. Wer so hilfsbereit ist, hat sich einen Schatz
im Himmel erworben, im Fall von Vati sind das hunderte von reparierten Autos,
Traktoren und Geraeten, die ganz bestimmt im Buch des Heiligen Petrus
verzeichnet sind, wenn er an die himmelstuer klopft.
2.
Selig die Geduld haben und zuhoeren
koennen, denn Sie werden ihre ewige Ruhe finden.
Das konnte Vati: zuhoeren. Ich erinnere mich an
endlose Gespraeche, die ich mit ihm in den Reben hatte, beim Arbeiten. Ihm lag
nicht so das lange theoretisieren, ganz praktisch, neben der Arbeit her, liefen
viele Gespraeche. Er hat sich nicht gleich ein Urteil gebildet, sondern konnte
wirklich zuhoeren.
Das galt natuerlich auch fuer meine Geschwister
und ganz besonders fuer seine Enkel: Er hatte Zeit, war da und hat mit ihnen in
seiner Garage wunderbare Sachen gemacht.
Auch als Lehrer in der Gewerbeschule, hat er
seine Jungs oft vaeterlich begleitet und sie haben ihn gern gehabt, genauso wie
seine Kollegen.
Und auch mit welcher Geduld er seine Krankheit
bis zuletzt ausgehalten hat. Natuerlich hat er sich auch beklagt, aber er hat
kein Drama daraus gemacht. Er wollte nuetzlich sein, bis zuletzt, und dass
alles immer weniger wurde, war sehr schwer fuer ihn zu akzeptieren, aber er hat
es mit einer grossen Ruhe hingenommen. Ich wollte ich waere nur halb so
geduldig wie er.
3.
Selig die treu sind, denn sie werden
die Treue Gottes erfahren.
Mein Vater war treu, ein gegebenes Wort hat er
eingehalten, bei der Arbeit und in der Familie. Ich habe seine Aufrichtigkeit
immer bewundert. 55 Jahre war er mit Gerda, meiner Mutti verheiratet.
Natuerlich gab es manchmal Diskussionen. Aber die beiden waren sich treu und
lieben sich bis heute.
4.
Selig die gerne ein Viertele trinken
aber sich niemals betrinken
Das war auch so etwas besonderes an meinem
Vater: er konnte Mass halten. Er hat ja viele Jahre hindurch seinen eigenen
Wein angebaut und auch ein paar hundert Liter im eigenen kleinen Fass
ausgebaut. Zum Abendessen und wenn Besuch kam, gabs dann gerne ein Viertele vom
Eigenen. Er konnte dann sehr gespraechig und lustig werden, hat aber immer
rechtzeitig aufgehoert mit Trinken. Ich habe ihn bewundert, dass ich ihn nie
betrunken gesehen habe. Er war voller Lebensfreude aber konnte dabei immer Mass
halten.
5.
Selig die bei Gott daheim sind, sie
werden in die ewige Heimat kommen.
Mein Vati war ein im Glauben verwurzelter
Mensch. Ich glaube, er hat nicht so gerne lange Gebete und grosse Worte gemacht
beim Beten, da war er viel zu praktisch veranlagt. Aber er war in Gott
verwurzelt, das war ganz selbstverstaendlich fuer ihn. Wenn er nicht krank war,
ging er auch jeden Sonntag zur Messe, da hat er nie Ausreden gesucht, das war
fuer ihn selbstverstaendlich. Und im Wohnzimmer, das spaeter zum Schlafzimmer
wurde, hatten wir unser “Hausheiligtum”, ein Brauch den meine Eltern als
Mitglied der Schoenstattfamilien seit den 70er Jahren pflegten: Das
Hausheiligtum ist eine Gebetsecke, wo man sich alleine oder mit der Familie zum
Gebet trifft. Da hat er sich geistlich mit seiner Familie und mit Gott
verbunden, da hat er aufgetankt. Auf seine einfache und praktische Art, kurz
aber herzlich. Hausheiligtum wurde so die Familie, Kirche im Kleinen, mit ihren
inneren Konflikten aber doch immer mit Gott und der Gottesmutter verbunden.
Wenn ich die Seligpreisungen so auf mich wirken
lasse, bin ich zutiefst ueberzeugt, dass mein Vater den Weg in die ewige
Seligkeit, den Weg zu Gott findet. Wahrscheinlich ist er dort bereits
angekommen. Es kommt ja nicht nur auf unsere guten Werke an, von denen Vati
viele vorzuweisen hat. Letztendlich ist es die Liebe Gottes die unsere
Armseligkeit verwandelt in die Herrlichkeit Gottes, wie es der Phillipperbrief
in der Lesung ausgedrueckt hat (Phil 3,21).
Ich darf dabei auch im Namen meiner Mutter,
meiner Geschwister und wahrscheinlich euch allen sagen: Wir sind ihm zutiefst
dankbar. Er war uns in vielem ein Vorbild und hat uns gepraegt, je aelter ich
werde, desto mehr wird mir das bewusst.
Sein Sterben war wie ein Abschied auf Raten.
Erst der Schlaganfall vor 15 Jahren. Damals ist er dem Tod nochmal von der
Schippe gesprungen, hat von dort an den Tag, an dem er vom Koma aufwachte, als
seinen 2ten Geburtstag gefeiert. Aber viele Dinge waren dann nicht mehr
moeglich: er musste die Reben verpachten, das Autofahren aufgeben und mit dem
Rollator unterwegs sein.
Mit dem Magenkrebs letztes Jahr kam dann
nochmal eine weitere Stufe. Als dann nach der Operation Metastasen auftraten,
wussten wir dass es nun langsam zuende geht. Er hat es zunaechst nicht recht
glauben wollen, hat aber dennoch eine grosse innere Ruhe behalten. Vor 9 Tagen
konnte ich mit ihm und meiner Mutter noch eine Messe am Wohnzimmertisch feiern,
wo er auch die Krankensalbung bekommen hat. Meine Mutter, Andreas, Martina,
Britta Sarah und Samuel konnten bei seinem Sterben dabeisein und haben dabei eine
ganz grosse Ruhe und Naehe spueren duerfen. Nun ist er in der anderen Welt, in
der wir hoffen uns wiederzusehen. Ich
bin mir sicher, der Vati bastelt bereits im himmel wieder an irgendwelchen
Sachen herum. Ob sie ihn dort vielleicht gebraucht haben, um irgendetwas zu
reparieren?
In den letzten Tagen hat sich unsere ganze
Familie von einer Welle von geistlicher Solidaritaet getragen gefuehlt. Da
kamen ganz viele Briefe und Beileidsbezeugungen. Wir haben das Gebet fuer Ihn
und fuer uns von so vielen Menschen deutlich spueren duerfen. Der Regenbogen am
Morgen nach seinem Sterben war dann wie ein Zeichen Gottes am Himmel mit der
Botschaft: Mir geht es gut, ich bleibe mit Euch verbunden.
Achkarren, 20.11.2014 Pfr. Reinhold Nann