Reinhold Nann
Parroquia Madre de Cristo
La Esperanza – Trujillo – Peru
r.nann@web.de Rundbrief 12
www.reinholdnann.blogspot.com Weihnachten 2007
Liebe Freunde und Bekannte in Deutschland,
seit Wochen will ich diesen Brief schreiben, nun ist es endlich soweit. Der letzte Rundbrief ist auch schon wieder ein ganzes Jahr her. Allerdings habe ich seit einigen Monaten einen blog, da müßt ihr im Internet www.reinholdnann.blogspot.com eingeben und schon habt ihr Rundbriefe, Bilder und Aktuelles. Wer spanisch versteht findet auch interessantes über die Pfarrei unter www.parroquiamadredecristo.blogspot.com für Schönstätter www.schoenstatttrujillo.blogspot.com und für die Partnerschaft: www.partnerschafttrujillo.blogspot.com
In der Pfarrei hat sich wieder einiges getan:
Im Januar kam Diakon Alejandro Preciado, er sollte gleich nach seiner Priesterweihe (27.4.) zum Pfarrer der neuen Pfarrei Santissimo Sacramento ernannt werden, das ist die Hälfte meiner Pfarrei, die dadurch endlich geteilt würde. Das kam aber erst im September. Seit Oktober bin ich plötzlich allein im Pfarrhaus, denn Alejandro wohnt bereits in seinem neuen Pfarrhaus und seit August, als sich Konstantin Ehrenberger verabschiedet hat, habe ich auch keinen Volontario mehr. Der Neue (David Laufer) wohnt und arbeitet in einer anderen Pfarrei in Trujillo, hat aber Kontakt mit mir.
Wir beginnen diözesanweit nach einem pastoralen Modell zu arbeiten, in dem die Pfarrei in Zonen aufgeteilt wird und durch monatliche Botschaften, die von einem Boten persönlich überbracht werden, mehr Kontakt zum Einzelnen zu bekommen.
Die Sekten und evangelikalen Gruppen sind auch weiterhin auf dem Vormarsch, wir versuchen den Katholiken durch biblisches Basiswissen ihren Glauben einsichtiger zu machen. Intensiv wie immer in der Beteiligung waren die Karwoche, der Monat Oktober (Novene und Prozession des „Señor de los Milagros“) und Ende November bis Mitte Dezember: 134 Firmlinge und 140 Erstkommunionkinder (Familienkatechese mit zweijähriger Vorbereitung der Kinder und Eltern) haben ihre Feste gefeiert. Viele machen weiter mit, das ist schön zu sehen.
Im Sektor Alan García, der ärmsten Zone der Pfarrei, habe ich das ganze Jahr hindurch sonntagnachmittags um 5 Uhr eine Messe unter Schilfmatten gehalten. Jetzt haben sich dort einige Gruppen gebildet und es kommen ca. 60 Leute jeden Sonntag. Von den 10 Erstkommunionkindern sind weiterhin alle 10 jeden Sonntag da, das ist klasse. Jetzt endlich, nach 18 Monaten Wartezeit seit der Antragstellung habe ich von Adveniat 16.000 Euro für den Bau einer Kirche zur Verfüging gestellt bekommen, seit gestern wird gebaut. Im ersten Stock auf 140 m² wird die Kirche sein, im 2. Stock Pfarreiräume. Das Grundstück ist nicht größer. Das Geld wird für den ersten Stock ausreichen.
Außerdem gibt es dort eine Kinderspeisung, in der täglich 40 Kinder ein warmes Mittagessen bekommen. Das geht mit Hilfe der Pfarrei aus Dilsberg, vielen Dank. Ebenfalls dank deren Hilfe haben wir eine Kindergartengruppe in Santa Rosa eröffnet, demnächst bekommt der neue Kassenraum sein Dach, damit die 25 Kinder vom Gruppenraum der Pfarrei dorthin umziehen können.
Jetzt vor Weihnachten bekommen viele Kinder aus armen Familien eine Tasse heiße Schokolade und ein Geschenk, ebenso eine ganze Reihe Familien einen Geschenkkorb vor allem mit Lebensmitteln. Das Jahr hindurch konnte ich vielen Einzelpersonen auch dank einiger Einzelspenden bei Medikamenten und Operationen helfen.
Seit wenigen Tagen wissen auch die Leute, daß ich im Januar nach 6 Jahren die Pfarrei wechseln werde, das fällt den meisten und auch mir selbst nicht ganz leicht, schließlich wächst man doch zusammen. Ich werde auf Wunsch des Bischofs und auch auf meinen eigenen hin in die Sierra gehen, in eine Pfarrei in den Anden unserer Diözese. Am 5. Januar wir sich erst engültig entscheiden, welche von den 9 möglichen Pfarreien das sein wird, sie sind zwischen 40 min und 5 Stunden von Trujillo entfernt. In die Sierra will kaum ein einheimischer Pfarrer hin, weil die Einkünfte kaum zum Leben reichen. Außerdem ist man manchmal ganz schön einsam dort. Ich sehe es als eine Herausforderung, dort ganz bewußt Laien als Gemeindeleiter zu schulen. Die Einsamkeit ist schon ein Problem dort, aber die Landschaft ist sehr viel aufregender als die Wüste in der Küste Trujillos.
Meine Arbeit in der Diözese: Im ersten Teil des Jahres habe ich fast wöchentlich Pfarreien meiner Zone visitiert, als Generalvikar im Auftrag des Bischofs. Am Ende gab es jeweils einen Visitationsbericht. Dadurch habe ich einen guten Einblick in viele Bereiche der kirchlichen Arbeit bekommen. Meist waren es auch sehr brüderliche Begegnungen mit den Pfarrern und aktiven Laien. Unter der Pfarrern der Nordzone ist ein guter, freundschaftlicher Geist entstanden. Seit August bin ich nun nicht mehr Generalvikar, sondern „nur“ noch einfacher Pfarrer. Ich bin sehr froh darum, zusammen mit der Aufteilung der Pfarrei geht es nun wieder sehr viel ruhiger in meinem Leben zu. Natürlich nicht ganz ruhig, aber ich kann wieder selbst mehr die Schwerpunkte setzen und auch wieder mehr lesen. Mein Nachfolger als Generalvikar ist Fernando Rojas aus Chepén.
Weiterhin bin ich auf Diözesanebene zuständig für die Familienkatechese und die Partnerschaft, ebenso für die diözesanen Missionen. Dieses Jahr war es eine marianische Mission, ca. 14.000 Familien haben sich auf eine Marienweihe vorbeitet und am Ende eine Wallfaht an einen der 7 ausgewählten Wallfahrtsorte gemacht.
Teilgenommen habe ich auch am nationalen eucharistischen Kongreß in Chimbote, das ist so eine Art Katholikentag mit eucharistischer Note.
Besuche: Mitte März bis Mitte April waren Christine und Hubert zu Besuch im Pfarrhaus, Anfang August die Delegation aus Dilsberg mit ihrem Pfarrer und meinem Kurskollegen Arthur Steidle auf Partnerschaftsbesuch in Motil.
Volontarios: Dieses Jahr sind 12 junge Leute aus der Freiburger Erzdiözese für ein Jahr in Peru. Alle kamen zum Zwischenseminar Anfang Oktober nach Trujillo und mit denen aus dem Norden war ich vor ein paar Tagen 2 Tage am Strand in einem tollen Ferienhaus von Franziskanerschwestern bei Chepén. In dem kleinen Fischerort gab es nichts zu kaufen außer Fisch, der war ganz hervorragend, nur hatte keiner von uns Erfahrung mit der Zubereitung. Wir haben es trotzdem ganz gut überlebt.
Schönstatt: Im Januar war ein Zeltlager der Mannesjugend in Trujillo, allerdings waren alle Teilnehmer aus Callao/Lima. Dieses Jahr war der 18. Oktober wieder ein großer Wallfahrtstag, mit mehr als 1000 Pligern, fast alle zu Fuß. Die Zahl der Pilgerheiligtümer ist auf knapp 500 angewachsen, jedes besucht monatlich 15 Familien.
Neuer Diözesanleiter ist Padre José Antonio Bohuytrón, auch da konnte ich Verantwortung abgeben. Jetzt soll der Pilgersaal ausgebaut, eine Küche und eine Übernachtungsmöglichkeit für 4 Personen angebaut werden.
Mitte Januar bis Mitte Februar war ich Begleiter (Erzieher) in der zweiten Intensivzeit des Ausbildungsweges unserer Schönstatt-Priestergemeinschaft: mit einer Gruppe aus Argentinien. Es war ein guter Abschluß und für mich auch die erste Erfahrung dieser Art.
Reisen und Ausflüge:
Im Juni war ich 2 Wochen in Frascati bei Rom mit meinem Weihekurs. Wir sind vor 20 Jahren gemeinsam zu Priestern geweiht worden. Es war ein gutes Treffen: Fortbildung, Beisammensein und etwas Tourismus. Dann war ich eine Woche in Deutschland und dann nochmal eine Woche Rom mit meinem Kurs aus dem Schönstätter Priesterverband.
In der Nähe Trujillos habe ich noch einige schöne Dinge kennengelernt: Eine Lagune, die sich mitten in der Wüste zwischen Algarobo-Bäumen und Sanddünen gebildet hat: die laguna de conache. Jetzt habe ich auch endlich den ganz in der Nähe aufragenden Campanas-Berg bis zum Gipfel bestiegen, ca. 1000m mit einigen nicht ganz ungefährlichen Stellen: ein Phänomen: unten Wüste mit Kakteen, oben jede Menge grüner Pflanzen, die das Wasser (die Luftfeuchtigkeit) über die Bätter aufnehmen.
Politik und Wirtschaft in Peru:
Trotz dem Präsidenten Alan Garcia läuft die Wirtschaft in Peru wie geschmiert: dieses Jahr 8% Wirtschaftswachstum, im Department Trujillo sind es sogar fast 30%. Woran liegt das: 1. der Goldpreis ist international enorm gestiegen, und wir haben inzwischen die größte Goldmine. 2.Die Küste produziert inzwischen sehr viele Lebensmittel für den Export, v.a. Spargel, Mango, Avocado u.a.
Sichtbarer Ausdruck ist das Entstehen von zwei riesigen Malls (Einkaufszentren) in Trujillo, wo auch Tausende hingehen, allerdings viele auch nur zum Anschauen.
Das hat Arbeitplätze und Steuereinnahmen geschaffen. Dennoch bleibt die Armut hoch, vor allem wegen der extrem ungleichen Verteilung der Einkommen. In der Sierra von Trujillo sind immer noch über 50% der Kinder unterernährt – und dort ist die Goldmine!!! Aber speziell in unserem Stadtteil wird sichtbar, daß die Stadtverwaltung mehr investiert, vor allem im Straßenbau. Dagegen legen die Universitätsangestellten und Ärzte seit Wochen alles still, weil sie auch mehr am Aufschwung teilhaben wollen.
So hoffe ich, Euch wieder ein wenig an meinem Leben hier Anteil gegeben zu haben.
Ich wünsche Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest. Mögt ihr etwas von der Anwesenheit des Christkindes in Eurem Herzen und Eurer Umgebung spüren
Euer Reinhold Nann
Reinhold Nann, Volksbank Freiburg (68090000) Kto Nr 3413705. Bitte Name und Verwendungszweck Peru angeben. Wer Spendenquittungen braucht, muß die Überweisung an die Pfarrei Vogtsburg machen.
viernes, 21 de diciembre de 2007
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