jueves, 9 de junio de 2011
Rundbrief 17
Liebe Freunde,
mein letzter Rundbrief kam im November 2010. Seither ist wieder viel geschehen.
Heute ist der Tag der Stichwahl wischen den Anwärten auf das Präsidentenamt in Peru. Das gibt mir einige Stunden Zeit, um diesen Brief zu schreiben. Gleich nach den Bürgermeister- und Reginalwahlen im Oktober letzten Jahres ging der Präsidentschafts- und Kongress- wahlkampf los. Sehr bald kristallisierten sich 5 aussichtsreiche Kandidaten heraus:
1. Keiko Fujimori, Tochter von Alberto Fujimori, der das Land von 1990 bis 2000 regierte und im Moment im Gefängnis sitzt wegen Korruption, Amtsmißbrauch und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (eine Todesschwadron des Militärs ermordete mehrere Gruppen von Personen). Keiko hat sich nie wirklich von ihrem Vater distanziert, der außer seinen Staftaten sein Land vom Terrorismus befreit und wirtschaftlich saniert hat.
2. Ollanta Humala, Ex-Kommandant der peruanischen Streitkräfte. Zweimal hat er versucht, gegen Fujimori zu putschen. Sein Bruder sitzt im Gefängnis wegen eines Putschversuches vor ca. 8 Jahren, bei dem mehrere Polizisten starben. Er nennt sich Nationalist und wird vor allem von den linken Parteien unterstützt. Sein Vorbild ist Hugo Chavez in Venezuela, von dem er wahrscheinlich massiv finanziell unterstützt wird. Er will das Wirtschaftssystem ändern, will Firmen verstaatlichen und den Reichtum Perus besser verteilen.
3. Alejandro Toledo, regierte Peru von 2001 bis 2006. Hinterließ einen geordneten Staatshaushalt und wirtschaftliches Wachstum. Konnte sein Versprechen „Arbeit für alle“ nicht erfüllen und endete mit geringer Zustimmung der Bevölkerung.
4. Pedro Pablo Kuszinsky, erfahrener Wirschaftspolitiker deutscher Abstammung, ex-Minister von Toledo. Interessante Vorschläge aus dem Mitte-rechts Lager, scheiterte nur knapp hinter Keiko.
5. Luis Castañeda Lossio, erfolgreicher Verwalter des staatlichen Gesundheitssystems in den 90er Jahren und Buergermeister von Lima 2002 bis 2010. Kein guter Redner aber ein Mann von Taten: niemand hat soviel fuer Lima getan wie er. Anfangs stand er oben in den Umfragen am Ende hatte er nur noch 10%.
In den Wahlen am 10. Abril erhielt niemand die absolute Mehrheit, also kamen die beiden mit den meisten Stimmen in die Stichwahl. Das waren Keiko und Ollanta. Beide hatten ihre Stimmen vor allem in der Unterschicht erhalten, Stimmen der Unzufriedenen. Die wieder gewachsene Mittelschicht schlug die Hände über dem Kopf zusammen, ihre Stimmen hatten sich zu sehr verzettelt und nun mussten sie zwischen „Krebs“ und „Aids“ wählen, wie manche es ausdrückten. So war es auch schon bei der letzten Praesidentschafts-stichwahl im Jahr 2006 gewesen, wo viele nur zähneknirschend Alan Garcia als das „kleinere Übel“ gegenüber Ollanta Humala gewählt hatten. Überraschenderweise hatte Alan Garcia in diesen Jahren aber ein weitaus bessere Wirtschaftspolitik als in seiner fürchterlichen 1. Regierungszeit (1995-2000) gemacht und dem Land in diesen letzten Jahren ein stabiles Wachstum von über 5% jahrlich beschert, trotz weltweiter Wirtschaftskrise. Was das Land noch mehr braucht, ist eine gerechtere Verteilung der Gewinne aus diesem Wirtschaftswachstum und eine nachhaltigere interne Förderpolitik. Am 5. Juni gewann Ollanta Humala knapp. Die Börse in Lima fiel am Montag darauf um 20%. Man darf gespannt sein.
Was mich seit November letzten Jahres am stärksten beschäftigt hatte, war die interne Krise in der Schoenstattbewegung in Trujillo. Die Bewegung in Trujillo hat 4 Familiengruppen, 9 Muettergruppen, 2 Jugendgruppen (Mädchenjugend) und über 500 Pilgerheiligtumskreise. Seit 2000 gibt es das Heiligtum und seit 2006 einen Kindergarten/Grundschule. Von 2003 bis 2007 war ich ihr Diözesanleiter, dann gab ich das Amt ab, weil schon klar war, daß ich ein Jahr später nach Santiago de Chuco gehen würde, was eben doch 4-5 Autostunden entfernt ist. Padre José Antonio Bohuytron übernahm das Amt, das er schon vor mir innehatte. Bald gab es einen Konflikt mit der Administration der Schule, die er schließlich übernahm. Es gab eine zunehmende Entfremdung mit dem Nationalleiter P. José Luis Correa, so daß dieser schließlich nach Ablauf der Amtszeit im August 2010 entschied, diese nicht mehr zu verlängern, und stattdessen ein Ehepaar als Diözesankoordinatoren zu ernennen. Dagegen gab es jedoch überraschenden Widerstand von einer großen Zahl der Mitglieder der Bewegung, die zum großen Teil falsch informiert waren und sich mit ihm solidarisierten. Ein Vermittlungsversuch von mir und dem Provinzoberen der Schoenstattpatres aus Chile im Oktober 2010 scheiterte. Dann kam die überraschende Wende: am 3.11. in den Spätnachrichten wurde ein Film gezeigt: Padre José Antonio im Bett mit einer Angestellten der Pfarrei, ihr Mann filmte die Szene. Am nächsten Morgen eine Pressekonferenz in der er um Entschuldigung bittet (für den Skandal, nicht für die Tat) und seine Suspendierung vom priesterlichen Dienst durch den Bischof bekanntgibt. Der Skandal ging einige Tage durch die gesamte Presse und der Film wurde in You-Tube von über 2 Millionen gesehen. Zunächst hatte ich versucht ihm als Person zu helfen, ohne sein Tun zu rechtfertigen, aber bald mußte ich mehr auf Distanz gehen, weil viele Dinge offenkundig wurden, vor allem sein Machtstreben innerhalb der Schoenstattbewegung verbunden mit manipulierenden Aktionen. Trotz der räumlichen Distanz übernahm ich vorübergehend die Leitung der Schoenstattfamilie, was mir viel Solidarität und viel Verleumdung eingebracht hat. Eine kleine aber einflussreiche Gruppe rund um den ausgeschiedenen Priester verleumdete mich beim Bischof, trat von ihren Ämtern in der Bewegung zurück und beschuldigte mich, dem ausgeschiedenen Priester ein „Falle“ gestellt zu haben. Der Bischof ordnete eine Visitation der Schoenstattbewegung in Trujillo an, in deren Verlauf er mich niemals zitierte, nur auf mein Drängen hin, konnte ich mit ihm sprechen. Offensichtlich sah er mich als ein Teil des Problems an, was nun dazu geführt hat, daß im vergangenen Monat ein Priester zum Leiter der Bewegung ernannt wurde, der nicht zu ihr gehört und sie kaum kennt. Ich habe in diesen Monaten viel gelitten. Zusammen mit einigen anderen haben wir alles der Gottesmutter in die Hände gelegt, sie wird die Bewegung führen.
Seit Abril dieses Jahres bin ich auch Pfarrer einer weiteren Nachbarpfarrei (jetzt sind es 3 mit insgesamt über 120 Dörfern), allerdings sind wir auch 3 Priester (Padre Wilmer Castillo, P. Jim Quevedo) und ein Seminarist (Nilton Saavedra),
Auch die Schwesterngemeinschaft ist angewachsen, eine ging und 2 sind gekommen, siehe Bild. Die beiden Priester sind ein bis 2 Tage in der Woche in Santiago bei mir im Pfarrhaus und ansonsten in „ihrer“ Pfarrei. Leider haben wir bisher nur 1 Auto, was die Koordination etwas schwierig macht, hin und wieder muß ich das Motorrad nehmen. Ein zweites Auto fuer die Nachbarpfarreien, zum Großteil über Adveniat finanziert, ist bereits beim Händler in Trujillo, aber die Papiere und Nummernschilder sind noch in Bearbeitung.
Im Februar war ich in Deutschland. Neben dem Besuch meiner Eltern und Geschwister stand auch die Partnerschaft auf dem Programm, die die Pfarrei Santiago Apóstol mit der Seelsorgeeinheit Nord in Freiburg hat. Die Vorbereitungen laufen gut, im September werden 2 Personen aus Santiago de Chuco (Wilmer y Juanita) Freiburg besuchen, es wird der erste offizielle Besuch im Rahmen dieser Partnerschaft sein. Ende November erwarten wir den Besuch von Erbischof Robert Zollitsch in Lima, Trujillo und Santiago de Chuco, wir sind schon am vorbereiten.Dieser Besuch ist im Rahmen des 25 jährigen Jubiläums der Perupartnerschaft. Der Voluntario Maxim Nopper aus Furtwangen hat sich sehr gut eingelebt in der Pfarrei, im August ist seine Zeit schon zuende und Samuel Nann wird ihn ablösen.
Das Proyekt der Landwirtschaftsschule kommt langsam aber sicher voran, im Moment wird gerade ein Rahmenvertrag zwischen der Erdiözese Trujillo (sie wird juristisch gesehen der Träger sein) und der Region La Libertad geschlossen. Danach wird dann der Finanzierungsvertrag unterschrieben, der Vertreter der Erzdiözese rechnet mit dem Baubeginn im August.
Seit Anfang Mai bin ich in Santiago wieder am Bauen: es entsteht eine kleine Gesundheitsstation 80m² und im zweiten Stock die Wohnung fuer die 4 Ordensschwestern, die im Moment noch in einem gemieteten Haus wohnen.
Am 31. Mai habe ich am Schoenstattheiligtum von Trujillo meinen 24sten Priesterweihetag gefeiert, mit einem Lichterrosenkranz, Messe und anschließendem Abendessen beim Chinesen. Nächstes Jahr zum 25sten werde ich eine Woche nach dem Weihetag in Deutschland sein und dort nachfeiern, anschließend geht es zusammen mit meinem Weihekurs zu Fortbildung und Urlaub nach Israel.
So das wären wieder einige Neuigkeiten. Bei all dem Vielen gab es diesmal auch einiges an Kreuzweg aber am Ende steht stets die Auferstehung.
Santiago de Chuco, 6.6.2011 Ganz herzliche Gruesse an alle Ihr/Dein Pfr. Reinhold Nann
Infos gibts auch auf meinem blog: www.reinholdnann.blogspot.com und für die spanischsprachigen: www.parroquiasantiagodechuco.blogspot.com und www.schoenstatttrujillo.blogspot.com Meine Konto Nr. ist 7105487 bei der Ligabank BLZ 75090300
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1 comentario:
parece un testamento...bueno yo vote por ollanta porque me simpatiza
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