sábado, 29 de junio de 2019

Kommentar zum Brief des Papstes an das Volk Gottes in Deutschland


Zum Brief von Papst Franziskus an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland

Der Brief des Papstes kam fuer alle ueberraschend. Er ist als sein Beitrag zum „synodalen Weg“ in Deutschland zu sehen. Der Papst mischt sich ein, nicht bestimmend, nicht zurechtweisend sondern ermutiegend. Dabei gibt er keine Loesungen vor, zeigt aber Gefahren am Weg auf und macht so eine Weichenstellung, in welche Richtung wir auf dem Weg schauen sollten. Den Weg gehen und die richtigen Schritte tun, das muss die deutsche Kirche dann schon selber tun.

Nicht der erste Papstbrief an ein bestimmtes Land

Im letzten Jahr gab es zwei Briefe von Franziskus. Der erste am 31.5.18 an das Volk Gottes in Chile und der zweite am 20.8.18 an das Volk Gottes ganz allgemein. In beiden Briefen geht es um die Missbrauchsproblematik in der Kirche, im zweiten Brief wird zwar die USA nicht direkt angesprochen, aber der Ausloeser war doch klar die Missbrauchsstudie von Pensilvania. Im Brief an die deutsche Kirche wird zwar der Missbrauch nicht angesprochen, es ist aber doch klar, dass er der direkte Ausloeser der Krise ist, auf die der synodale Weg antworten moechte.

Synodalitaet als Grundprinzip

Der Papste freut sich ueber den synodalen Weg. Er warnt nicht vor dem Weg an sich, sondern vor gewissen Gefahren, die sich dabei ergeben koennten. Er praktiziert Synodalitaet bei seinen jaehrlichen Bischofssynoden im Oktober in Rom. Er entscheidet nicht alles selbst mit dem Heiligen Geist, sondern ist ueberzeugt, dass der Heilige Geist im gesamten Volk Gottes wirkt. Der Synodale Weg in Deutschland darf daher nicht nur eine Bischofssynode sein. Der Weg muss in den Pfarreien und Dioezesen beginnen, bevor die Bischoefe mit einigen Experten darueber beraten. Es ist wichtig, auf das Volk Gottes zu hoeren, nicht nur auf Statistiken und Wissenschaftler. Der Synodale Weg sollte also in den Pfarreien und Verbaenden beginnen.

Strukturreformen greifen zu kurz

Wir Deutschen werden zwar gelobt als gute Organisierer, aber es wird auch klar festgestellt, dass rein technische Strukturreformen (wie sie zur Zeit ja in vielen Dioezesen zaehneknirschend durchgefuehrt werden) nur kurzzeitige Erleichterung bringen, ohne das Problem loesen zu koennen. Und die Loesung liegt auch nicht in radikalen kirchlichen Reformen bei den „Reizthemen“ Zoelibat, Frauenpriestertum und Sexualmoral. Das darf auf keinen Fall ausgeklammert werden, aber man darf sich davon nicht allzu viel fuer die langfristige Loesung der Krise in einer „Zeitenwende“ versprechen.

Der synodale Weg geht nicht nach vorwaerts oder rueckwaerts sondern nach oben und unten

Noch immer ist die deutsche Kirche in das konservative und progressive Lager gespalten, auch wenn das letztere klar im Aufwind ist. Der Papst stellt klar, dass ein Weg zurueck nach einem Modell der Kirche von fruehren Zeiten nicht geht. Aber ebensowenig nuetzt es, einfach alles ueber den Haufen werfen zu wollen, was in der gegenwaertigen Gesellschaft nicht verstanden wird, das waere „Verweltlichung“, Einebnung des kritisch prophetischen Potentials des Evangeliums. Der Papst insistiert in einem dritten Weg, dem geistlichen Weg. Wir muessen uns zwar die konkrete Realitaet ganz genau anschauen, aber dann alles von „oben“ vom Geist Gottes her erwarten. Wir koennen die Loesung nicht einfach „machen“, sie wird nicht in Kampfabstimmungen erreicht sondern im Hinhoeren auf Gott. Die entscheidende Frage dieses geistlichen Prozesses wird sein: „Was will uns der Geist Gottes in dieser Situation sagen?“. Glauben wir ueberhaupt noch daran, dass Gott auch heute spricht, in den Ereignissen, in den Noeten der Menschen? Haben wir die Methoden, geistlich hinzuschauen und hinzuhoeren oder sind unsere Methoden gaenzlich intellektuell-wissenschaftlich gepraegt? Auch da koennte eine blinde Stelle im deutschen Katholizismus liegen. Nach unten schauen, auf die Realitaet der Notleidenden, und dort die Stimme Gottes hoeren, die von oben kommt.

Geistliche Unterscheidung und Pastorale Bekehrung

Der Papst stellt nicht die Machtfrage: Ich habe recht, weil ich der Papst bin. Nein er ermutigt uns Deutsche, selbst taetig zu werden im Sinne eines geistlichen Unterscheidungsprozesses. Das sollte auf der untersten Ebene bei den Pfarreien beginnen, sich in den Dioezesen fortsetzen und schliesslich auf nationaler Ebene gebuendelt werden.

Der Reformprozess des synodalen Weges muss bei einer „pastoralen Bekehrung“ ansetzen. Dieses Wort ist ein Schluesselwort in dem Lehrschreiben Evangelii Gaudium, auf das sich der Papst immer wieder bezieht. „Conversión Pastoral“ wurde in der Deutschen Ausgabe mit „Neuausrichtung der Seelsorge“ uebersetzt, was die eigentliche Bedeutung geradezu straeflich verwaessert. Bekehrung ist viel grundsaetzlicher als Neuausrichtung. Sie ist das Eingestaendnis, dass wir bisher etwas ganz falsch gemacht haben. Es geht darum nicht mehr den Selbsterhalt der kirchlichen Organisation als oberste Maxime zu setzen, sondern die Noete und Sorgen dieser Welt zu sehen, und vom Evangelium her versuchen, darauf eine Antwort zu geben. Die deutsche und die universelle Kirche muss eine missionarische Kirche werden, die die Umwelt und die Armen ihrer Gesellschaft besonders im Blick hat. 


Auf diesem Weg gilt es auch Spannungen aushalten zu lernen. Gerade in diesen Spannungen ruft uns der Heilige Geist, nicht vorschnelle Loesungen zu suchen sondern auf das Evangelium zu hoeren. 

Lasst uns den Synodalen Weg im Gebet um den Heiligen Geist beginnen.

Caravelí, 29.06.19           Reinhold Nann, Bischof von Caravelí

Der Autor hat 9 Jahre  als Priester in der Erzdioezese Freiburg  und 23 Jahre als Missionar in Peru gearbeitet.

3 comentarios:

Rudi Eichenlaub dijo...

Vielen Dank, Reinhold, dass Du Dich einmischst und Stellung beziehst.
Gracias por tus comentarios. Existen también en castellano?
Rudi Eichenlaub y Anne Sumser en Freiburg

Reinaldo Nann dijo...

Si. En Facebook

maria vero dijo...
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