Ich bin ein Suender. Einer der sich von Gott geliebt weiss.
Das gibt mir die Kraft, taeglich an mir zu arbeiten.
Ich bin ein Wahl-Peruaner mit deutschem
Migrationshintergrund. Seit mehr als 20 Jahren in Armenviertel in Perú, am
Stadtrand von Grossstadten an der Kueste, in den Anden, im Urwald. Ich spuere
eine Chemie mit den einfachen und auch einigen nicht ganz einfachen Leuten in
Peru. Ich bin gerne hier, vermisse dennoch staendig die deutsche Puenktlichkeit
und Ordnung, aber manchmal gehts auch ganz gut ohne. Manchmal geht mein
Charakter mit mir durch (“jetzt hat er wieder den Deutschen rausgelassen”). Mit
meinem Hang zum Perfektionismus stehe ich mir oft selbst im Weg. Ich bin fuer
das Einfache und das Praktische im Leben.
Ich bin Pilger und gehe gerne zu Fuss. Mit eleganter
Kleidung und Ausruestung kann ich wenig anfangen, sie muss funktional sein. In
meinem Denken und Handeln bin ich praktisch, aber ich bin auch Intellektueller,
ich lese viel und gerne, will den Hintergrund und den Ursprung dessen, was ich
hier erlebe verstehen. Ich hasse Schlangestehen. Das stresst mich ungemein.
Mein einziges Gegengift ist ein gutes Buch oder Rosenkranzbeten.
Ich bin Kaiserstuehler. Ich ka noch alemannisch schwaetze.
Ich mag das Landleben und die Natur. Ich habe als Kind und Jugendlicher auch in
den Reben mitgearbeitet, in der Werkstatt von meinem Vater, aber meine grosse
Liebe in dieser Zeit wurden die Buecher.
Ich bin ein Mann Gottes und ein Kind Mariens. Ich bete und
meditiere gerne. Maria ist eine Mutter fuer mich, vor der ich mich auch mal
ausheulen kann. Ich will mich von Gott fuehren lassen, indem ich auf seine
Zeichen und Spuren in meinem Leben achte.
Ich bin ein Missionar, kein Kirchenfunktionaer. In jedem
Menschen und in jeder Kultur und Religion entdecke ich zuerst das Positive,
entdecke ich Gott bereits gegenwaertig und freue mich darueber. Erst dann gebe
ich Zeugnis von meinen Erfahrungen mit Gott. Im Dialog, ganz ohne Druck und Rechthaberei,
nicht wie so manche frueheren Missionare. Erst geht es um den Menschen, dann um Gott.
Das geht nur gemeinsam, dann kommt Kirche ins Spiel.
Ich liebe die Kirche. Sie ist eine Mutter fuer mich. Etwas
in die Jahre gekommen, mit Runzeln und so. Auf meine Mutter lasse ich nichts
kommen, aber natuerlich darf ich als Sohn auch Klartext reden. Ich halte viel
auf Familientradition, aber ohne staendige Erneuerung geht die Familie
zugrunde. Die Figur des Jesus von Nazareth und von Papst Franziskus faszinieren
mich, ebenso Taizé und die Befreiungstheologie (allerdings ohne sozialistischen
Hintergrund). In der Schoenstattbewegung habe ich schon frueh meine geistliche
Heimat und tragende Gemeinschaft gefunden. Dort habe ich gelernt, im Buendnis
zu leben und zu arbeiten: mit Gott, mit allen lebendigen Kraeften und
Stroemungen der Kirche, vor allem mit dem einfachen Volk.
Ich versuche in der Kirche nicht zu polarisieren. Ich kann
in Progressiven und Konservativen etwas Gutes finden und mit Ihnen
zusammenarbeiten. Ich werde vor allem mit den Armen eine Kirche der Armen bauen
(meine Praelatur ist eine der aermsten Perus), die Reichen duerfen gerne dabei
mithelfen. Ich kaempfe nicht um Programme oder Ideen, sondern fuer die kleinen
Leute. Ich suche den Feind nicht in Personen und Gruppen, sondern im
Materialismus und Konsumismus, die sich in den Haltungen von uns Menschen
ausdruecken, auch bei mir. Ich will ungefaehr das Gegenteil von einem
Protz-Bischof sein. Ich weiss, dass ich damit einige provozieren werde, aber es
geht mir nicht um die Personen sondern um eine konsequente Haltung.
Ich gebe nicht viel auf Titel. Mir gefiel die Anrede “Vater”
oder “Vaeterchen”(padrecito), die die Leute in Peru dem Priester geben. Ich
fuehle mich nicht wohl mit der Anrede “Monsignore” oder “Exzellenz”. Es waere
toll, wenn alle die mich als “Reinhold” kennen, mich auch weiterhin so anreden
wuerden. Und die anderen vielleicht “Bruder Bischof”. Vielleicht faellt auch
einem noch was besseres ein…
Ich bin ein Don Quijote, der unentwegt, einsam und voellig
aussichtslos gegen den Wind des Geld-Goetzen kaempft. Er ist maechtig und wird
angebetet von Reichen und Armen, auch innerhalb der Kirchen. Aber mit Gott ist
nichts unmoeglich. Kaempfst Du mit?
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