Rundbrief 31 zu
Weihnachten 2019
Liebe Freunde in
Deutschland
Nun bin ich schon
ueber 2 Jahre Bischof in Caraveli. Ich versuche jeden Tag neu fuer die Armen in
den Anden ein Ansprechpartner und Begleiter zu sein. Langsam wird die Kirche
von Caravelí von einer pfarrerzentrierten Institution zu einem Hospital fuer seelisch
Verwundete, die oft im Glauben und in der Tradition ihren einzigen Halt haben.
Von Januar bis
April hat mich Kurt Faulhaber begleitet, den ich als 11 Jaehriger auf meinem
ersten Ferienlager der Schoenstattjugend kennengelernt habe. Diesmal hat er mir
geholfen, mit der pastoralen Schriftrolle zu arbeiten, was sowohl bei den
Pfarrern und Ordensschwestern der Praelatur wie auch bei der Schoenstattfamilie
gut ankam. Waehrend dieser Zeit schrieb Kurt kraeftig am Buch das gerade dazu
erschienen ist: Michael Gerber u.a. „Pastral am Puls“, Herder-Verlag. Im Sinne
des „praktischen Vorsehungsglaubens“ von Pater Josef Kentenich konnten wir uns
mit dieser Methode ganz praktisch von Gott fuehren lassen, besonders bei der
Erarbeitung des Jahresmottos der Praelatur: „Ausgesandt um die Menschen
barmherzig zu begleiten“. Mehr als leiten wollen wir begleiten: die Armen in
der Pfarrcaritas, die Katecheten bei der Gemeindeleitung, die Jugendlichen in
ihren Gruppen, die Menschen in ihrer andinen Kultur und Denkweise.
Ein grosses
Ereignis im Januar war die Pfarrmission in Caraveli, zu der 50 Laienmissionare
der Schoenstattbewegung aus Argentinien und vor allem aus Lima angereist waren.
Ebenso hat mich die Weihe des neuen Erzbischofs von Lima, Carlos Castillo, Ende
Januar sehr begeistert. Da geht die Erneuerung der Kirche im Sinne von Papst
Franziskus ganz kraeftig voran.
Im Mai war ich
auf Heimaturlaub, wo ich eine gute Zeit mit meinen Geschwistern und meiner
Mutter verbringen konnte, sie ist 85 geworden.
Seit Ende Oktober bin ich nun auf Firmreisen, von einer Pfarrei in die Andere. In manchen Pfarreien bin ich mehrere Tage, wir fahren auch auf die Doerfer zur Firmung, wenn es mindestens 10 Firmlinge sind. So kam ich auch zu meiner bisher „hoechsten“ Firmung, naemlich auf 4400m ueber dem Meeresspiegel. Es waren gerade einmal 14 Firmlinge in Negromayo, aber die Kapelle war so klein, dass wir die Feier davor auf dem Platz im Freien gemacht haben. Der Himmel war uns gut gesinnt, die heftigen Regenfaelle kamen erst 1 Stunde nach der Feier. Besonders beeindruckt haben mich in dieser Kapelle die Heiligenfiguren, denen die Glaeubigen eine Wollmuetze und Wollschal verpasst haben, was in dieser Hoehe halt einfach wichtig ist. Ausserdem bekam ich einen Chuyo, eine Wollmutze mit Ohrenklappen in violett, was die uebliche Bischosmuetze ganz wunderbar inkulturiert. Tja, so war ich 2 Monate lang am Firmen und zwischendurch nur einmal fuer ein paar Tage zu Hause in Caraveli, ein richtiges Nomadenleben.
Seit dem ersten
September gibt es eine neue mexikanische Schwesterngemeinschaft in der
Praelatur, 4 „Missionarinnen und Katechetinnen des Heiligen Josef“, sie helfen
in Atico mit, sollen aber demnaechst die Pfarrei in Chaparra uebernehmen, wenn
die Gemeinde das Schwesternhaus fertigstellt. Damit haben wir neben den
„Seelsorgeschwestern aus Caraveli“ nun 3 mexikanische Schwesterngemeinschaften,
eine davon (Familia in Corde Jesu) feiert gerade das silberne Jubilaeum ihrer
Station in Lampa.
Eure
Spendengelder wurden dieses Jahr fuer Projekte der Pfarrcaritas verwendet. 7
Pfarreien haben Projekte fuer bis zu 1500 Euro durchgefuert: Altenspeisungen,
Kinderspeisung, Gemuesegaerten, Dachreparaturen bei Hagelschaeden.
Ich hatte
gehofft, bei Adveniat mehr Unterstuetzung fuer Kirchenbauten und Pfarreifahrzeuge
(unerlaesslich bei unseren weiten Entfernungen zu den Doerfern) zu bekommen
bzw. beim Kindermissionswerk fuer Baumassnahmen an unseren 3 Pfarrschulen.
Leider werden solche Proyekte immer weniger gefoerdert und die Wartelisten sind
lang. Hoffentlich kann ich auf Eure Hilfe zaehlen. Diese Proyekte sind nicht
meine, sondern die meiner 22 Pfarreien, und die Erwartungen an einen deutschen
Bischof sind halt schon da. Es tut mir immer wieder weh, viele Erwartungen
enttaeuschen zu muessen.
In meiner Gegend
sind auch einige sozial-oekologische Konflikte ausgebrochen. Die Bauern stellen
sich gegen die Mienen, oft mit gutem Recht, weil die Umweltbelastung meist
nicht transparent kommuniziert wird und die soziale Verantwortung der Minen oft
unzureichend ist. Allerdings gibt es auch jede Menge Kleinunternehmer, fruehere
Angestellte der grossen Minen, die nur die grosse Miene weghaben wollen um dann
dort Kleinstmienen zu errichten, die ueberhaupt keine Umwelt- und
Sozial-auflagen beachten.
Die
wirtschaftlich- politische Lage in Peru bleibt instabil. Der Praesident hat
unter grossem Beifall der Bevoelkerung das weitgehend korrupte Parlament
aufgeloest und Neuwahlen fuer Januar angesetzt. Dadurch blieben uns bisher die
sehr gewalttaetigen und spontanen Massendemonstrationen in den Nachbarlaendern
Ecuador, Kolumbien, Bolivien und Chile erspart. In der Justiz hat Peru grosse
Erfolge im Kampf gegen die Korruption zu verzeichnen, aber innerhalb der
Staatsanwaltschaft und der Gerichte herrscht eine Art Vernichtungskrieg, und
der Ausgang ist noch offen.
Natuerlich habe
ich die Amazonassynode sehr aufmerksam begleitet. Ich verstehe, dass es in
Deutschland Enttaeuschungen gibt, weil es in der Zoelibats- und Frauenfrage
keinen grossen Durchbruch gab. Aber das waren fuer uns hier halt eher
Nebenthemen. Die wirklich wichtigen Themen am Amazonas sind in den 4
Bekehrungen drin, und da ging es sehr gut vorwaerts:
Oekologische
Bekehrung - Pastorale Bekehrung – Kulturelle Bekehrung – Synodale Bekehrung.
Ich bin sicher,
da werden wir noch einiges in der Region zum Weiterarbeiten haben und bin schon
sehr gespannt auf das postsynodale Lehrschreiben von Papst Franziskus. Auch der
deutschen Kirche wuensche ich einen guten synodalen Weg. Hoffentlich produziert
er nicht nur Papier sondern auch konkrete Aenderungen im Leben, Bekehrungen
eben.
Papst Franziskus
hat vor wenigen Tagen ein wunderbares Lehrschreiben zur Weihnachtskrippe
verfasst. Daraus einen Weihnachtsgruss an Euch alle:
Warum erstaunt
und bewegt uns die Krippe so sehr? Vor allem, weil sie uns die Zaertlichkeit
Gottes zeigt. Er, der Schoepfer des Universums beugt sich zu unserer Kleinheit
hinab…
Die Krippe in
ihrem franziskanischen Ursprung ist vor allem eine Einladung, die Armut zu
„spueren“ und zu „beruehren“, die der Sohn Gottes in seiner Menschwerdung fuer
sich gewaehlt hat. Und sie ist eine Einladung fuer uns ihm auf dem Weg der
Demut, der Armut, des Hinabsteigens zu folgen, der vom Stall in Bethlehem zum
Kreuz fuehrt. Es ist eine Einladung ihn zu finden und ihm barmherzig zu dienen
in den beduerftigen Bruedern und Schwestern.
In diesen Sinne
wuensche ich Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest. Ich werde es diesmal in
meiner ehemaligen Pfarrei „San Antonio de El Estrecho“ am Putumayofluss im
peruanischen Regenwald feiern.
Caraveli, 15.12.19 Euer
Bruder Bischof Reinhold Nann
Spenden koennt
ihr ueber das uebliche Adveniatkonto schicken mit Vermerk „Praelatur Caraveli“.
www.reinholdnann.blogspot.com r.nann@web.de
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