Als deutschstämmiger peruanischer Bischof werde ich immer wieder besorgt auf den synodalen Weg in Deutschland angesprochen: „Stimmt es, dass die deutsche Kirche kurz vor der Kirchenspaltung (Schisma) steht? Dass man dort Homosexualität akzeptiert, Frauen zu Priestern weihen will und der Zölibat abgeschafft wird?“ Dieser Verdacht wird von konservativen katholischen Influencern in einschlägigen englisch- und spanischsprachigen Medien ständig genährt. Ich versuche dann folgendes klarzustellen:
1.
Der
deutsche Synodale Weg begann 2018 nach der MHG Studie über sexuellen Missbrauch
durch Kleriker in Deutschland, die 3677 Opfer identifizierte. Danach war klar:
wenn die deutsche Kirche noch Glaubwürdigkeit behalten will, muss sie sich ändern
und systemische Ursachen des Missbrauchs erkennen und beseitigen. Dabei sind
die Deutschen von ihrer Art her sehr viel gründlicher und direkter, wir Latinos
greifen heiße Eisen lieber gar nicht oder nur zum Scherz an.
2.
Der
Deutsche Synodale Weg bezieht Laien mit ein. Nicht nur im Prozess des Anhörens,
sondern auch in der Vollversammlung, was ja auch in der „Kirchlichen
Versammlung“ des Amazonasgebietes und von ganz Lateinamerika (2021) so praktiziert
wird.
3.
Papst
Franziskus rief für 2021 bis 2024 eine Weltsynode zum Thema Synodalität ein.
Dort und auf allen Bischofssynoden dieses Papstes spielt das Anhören der Laien
eine neue und wichtige Rolle. Dieses Anhören praktiziert der deutsche synodale
Weg und dort sind oben genannte „Reiz“-themen zum Vorschein gekommen. Das Anhören
und Besprechen dieser Themen war früher in der Kirche tabu, ist jetzt aber das
Recht und die Pflicht der deutschen Kirche und sie darf dafür von außen nicht
kritisiert werden.
4.
Der
zweite Schritt der synodalen Kirche ist die „Unterscheidung“ oder Bewertung der
angehörten Themen mit Hilfe des Heiligen Geistes. Da werden zu den Themen in
den Kommissionen Papiere erstellt, über die dann in der Vollversammlung
abgestimmt wird. Diesem Schritt könnte ein gewisser Parlamentarismus
vorgeworfen werden, und die Frage stellt sich, ob das Verfahren genügend Raum für
das Hören auf den Heiligen Geist ermöglicht.
5.
Die
deutsche Kirche ist sich bewusst, dass sie viele Fragen nur zusammen mit Rom
und dem Papst lösen kann. Sie will diese Fragen dem Papst und der Weltsynode
als Anregungen aus Deutschland einbringen.
Nun hat sich
selbst Papst Franziskus mehrfach kritisch zum synodalen Weg in Deutschland geäußert.
Zuletzt nannte er ihn das Werk einer „Elite“ in der Kirche und nicht des
deutschen Kirchenvolkes in seiner Gesamtheit. Bei allem Respekt und Liebe zu
Papst Franziskus muss ich doch sagen: Glaubt er tatsächlich das deutsche Volk
besser zu kennen als dies die deutschen Bischöfe tun? Ich gebe ihm dagegen
recht, wenn er das Verfahren der deutschen Synode kritisch hinterfragt und
gewisse übersteigerte Erwartungen an diese Synode zurückschraubt, schließlich
ist Deutschland auch - aber nur ein kleiner - Teil der universalen Kirche. Freilich
bedeutet Universalität nicht einfach Uniformität sondern schließt einen
gewissen Pluralismus mit ein.
In der
Lateinamerikanischen Kirchenversammlung und beim Anhören für die Weltsynode
wurde als Hauptproblem der Klerikalismus ausgemacht. Ein Klerus, der sich als
Kaste versteht und alle Macht in der Kirche in seinen Händen konzentriert und
diese auch nicht abgeben will. Diese klerikalistischen Kreise sind es, die den
deutschen synodalen Weg als Schreckgespenst der Kirche an die Wand malen. Seine
Themen sind hier zwar auch vorhanden aber noch weitgehend tabu und kaum
mehrheitsfähig. Indem der deutsche Weg verteufelt wird, kann man indirekt den
synodalen Weg der Weltkirche torpedieren und damit soll letztlich Franziskus
selbst getroffen werden, der mit der Weltsynode wichtige Themen des II
Vatikanischen Konzils endlich umsetzen will: das Kirchenmodell des Volkes
Gottes, das eine radikale Umgestaltung des pyramidalen und monarchischen
Amtsverständnisses mit sich bringt.
Danke Papst
Franziskus für dein Eintreten für eine synodale, geschwisterliche und dienende Kirche.
Dies verlangt von uns allen ein geduldiges Hinhören aufeinander, den Verzicht
auf das Verurteilen anderer Meinungen, ohne sie genau zu kennen und schließlich
ein aktives Hinhören auf das, was uns der Geist in diesen Prozessen sagen will.
Caravelí/Perú
4.2.23 Reinhold
Nann
1 comentario:
Mons. Reinholdd Nann escribe:
"Nun hat sich selbst Papst Franziskus mehrfach kritisch zum synodalen Weg in Deutschland geäußert. Zuletzt nannte er ihn das Werk einer „Elite“ in der Kirche und nicht des deutschen Kirchenvolkes in seiner Gesamtheit. Bei allem Respekt und Liebe zu Papst Franziskus muss ich doch sagen: Glaubt er tatsächlich das deutsche Volk besser zu kennen als dies die deutschen Bischöfe tun?"
Der Papst hat völlig recht. Der sog. synodale Weg in Deutschland repräsentiert in keiner Weise das regelmäßig die Messe besuchende Kirchenvolk. Das ergibt sich schon aus der undemokratischen Zusammensetzung der Synodalversammlung aus Funktionsträgern und Aktivisten. Dies kann gerne begründet werden.
["Ahora incluso el Papa Francisco ha criticado en varias ocasiones el camino sinodal en Alemania. Más recientemente, la calificó de obra de una "élite" de la Iglesia y no del conjunto del pueblo eclesiástico alemán. Con el debido respeto y amor por el Papa Francisco, tengo que decir: ¿de verdad cree que conoce al pueblo alemán mejor que los obispos alemanes?".
El Papa tiene toda la razón. La llamada vía sinodal en Alemania no representa en absoluto al pueblo de la Iglesia que asiste regularmente a misa. Esto ya resulta de la composición antidemocrática de la asamblea sinodal de funcionarios y activistas. Esto puede justificarse con el placer.]
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