https://taz.de/Perus-Praesident-abgesetzt-und-verhaftet/!5901987/
jueves, 8 de diciembre de 2022
lunes, 7 de noviembre de 2022
13.11. Welttag der Armen
Welttag der Armen
Am Sonntag dem
13. November begehen wir bereits zum sechsten Mal den von Papst Franziskus ins
Leben gerufenen Welttag der Armen. In der Prälatur Caravelí/Perú in der ich
arbeite, verbinden wir das mit dem Caritassonntag. Die Kollekte ist für die
Arbeit der Pfarrcaritas, und die Pfarreien laden die Armen des Ortes zu einem
Mittagessen ein. Oft sind das in unserem ländlichen Bereich alleingelassene
alte Menschen, die Jungen sind in die Großstadt weggezogen. „Jesus Christus
wurde euretwegen arm“, sagt Paulus seinen Gemeindegliedern in Korinth, und dies
ist das Motto des diesjährigen Welttages. Jesus hatte kein Haus, kein
Bankkonto, kein Pferd, keine Sicherheiten. Er starb elend am Kreuz und ließ
keine Erbschaft zurück, außer der, dass man nicht zwei Herren dienen kann: Gott
oder dem Geld. Im Loslassen des Materiellen werden wir frei, finden wir ein
anderes Glück, das nicht von dieser Welt ist. Dagegen macht das Festhalten
verkrampft, voller Angst und Sorgen, dass jemand uns das, was wir haben,
wegnehmen könnte.
Die Pandemie und
nun der Krieg in der Ukraine haben am Vertrauen auf unsere falschen materiellen
Sicherheiten gerüttelt. Die Gesundheit und die Heizung im Winter sind plötzlich
nicht mehr so sicher wie vorher. „Wie viele arme Menschen bringt der Wahnsinn
des Krieges hervor!“ schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum
diesjährigen Welttag. Er zitiert Paulus, der damals eine Kollekte für die
verarmte Gemeinde in Jerusalem organisierte und ruft die Korinther zu mehr Solidarität
auf. Angesichts der Not dürfen wir nicht ängstlich an dem was wir haben
festhalten, sondern im Gegenteil, das wenige was wir haben teilen. Dieses
Teilen macht uns frei und offen für die Gemeinschaft.
Franziskus sagt:
„Es geht also nicht um eine Wohlfahrtsmentalität gegenüber den Armen, wie es
oft der Fall ist, sondern es geht darum, sich dafür einzusetzen, dass es
niemandem am Nötigsten fehlt. Es ist nicht der Aktivismus, der rettet, sondern
die aufrichtige und großherzige Aufmerksamkeit, mit der man sich einem armen
Menschen als Bruder nähert, der seine Hand ausstreckt, damit ich aus der
Lähmung, in die ich gefallen bin, erwache. […] [Es] darf sich niemand von der
Sorge um die Armen und um die soziale Gerechtigkeit freigestellt fühlen“.
In Deutschland
und Europa wurde Großartiges getan für die Aufnahme der Flüchtlinge aus der
Ukraine. Es geht um Geschwisterlichkeit mit den Armen. Eine samaritanische
Kirche zu sein ist wesensnotwendig, gerade heute. Die reale Begegnung mit den
Armen macht uns frei von unserer Oberflächlichkeit und dem Kreisen um uns
selbst. In diesem Sinne ist Jesus materiell arm geworden, um uns spirituell
reich zu machen.
Besonders in den
USA gibt es viele (freikirchliche) Gemeinden, die eine Theologie des
materiellen Reichtums verkünden. Dieser wird zum Zeichen, dass jemand von Gott
gesegnet sei. Dies ist zwar scheinbar eine geniale Inkulturation der
christlichen Botschaft in das kapitalistische Wirtschaftssystem, aber im Grunde
unchristlich. Der Kampf gegen den Kommunismus rechtfertigt dann die Verachtung
gegenüber den Armen, ein Neuheidentum, das eine gefährliche Nähe zum Faschismus
Hitlers zeigt. Die Ultrarechten Bewegungen zum Beispiel in Italien geben sich
zwar nach Außen sehr christlich, in Wirklichkeit stehen sie der Botschaft Jesu
jedoch diametral gegenüber, weil sie Hass auf Arme und „Andere“ schüren.
Natürlich ist der Kommunismus keine Alternative, wir brauchen einen dritten
Weg, eine wirklich solidarische, menschen- und armen- freundliche
Marktwirtschaft.
martes, 1 de noviembre de 2022
Lateinamerikanische Kirchenversammlung - der synodale Weg in Amerika
https://drive.google.com/file/d/1xBdzWEBFEmi95PcjvAppIcQ21m7sIX2u/view?usp=share_link
Hier schicke ich Euch einen Link ueber die Ergebnisse der ersten Lateinamerikanischen Kirchenversammlung
viernes, 12 de agosto de 2022
Missbrauch und Fidei Donum Missionare – ein Schatten trübt das Licht
Den aktuellen
Presseberichten zufolge, war Fidei Donum eine Art Verschiebebahnhof, über den
Priester, die in Deutschland wegen Kindesmissbrauch aufgefallen waren, einfach
in Suedamerika versteckt werden konnten. Dies ist tatsaechlich in 3 Faellen
geschehen, wie eine am Montag veröffentlichte Dokumentation nachweist, die auf www.adveniat.de jedermann zugänglich ist. Ich habe die
Studie gelesen und möchte als Fidei Donum Priester (seit 1991) zu der
Diskussion Stellung nehmen:
Ich leugne nicht
und bin zutiefst beschämt, dass es auch unter Fidei-Donum-Missionaren
Missbrauchstäter gab und gibt. Besonder betroffen macht es mich, dass auch der
von mir zuvor bewunderte Bischof Emil Stehle sehr dunkle Seiten sowohl als Täter
als auch als Vertuscher hatte. Und natürlich ist jeder einzelne Fall ein Fall
zuviel, weil er tragisches Leid bei den Opfern hinterließ. Die Opfer haben ein
Recht auf Entschädigung.
Ich bin der
Presse auch dankbar, dass Sie solche Fälle an die Öffentlichkeit bringt, nur so
kann tragisches Versagen in Zukunft vermindert und hoffentlich verhindert
werden. Aber mir scheint, da wird durch Vermutungen ein ungerechter
Generalverdacht hergestellt, als wären alle Fidei Donum Priester oder doch
zumindest ein großer Teil, Missbrauchstäter gewesen.
Ich lade alle
Interessierten ein, obige Studie genau zu lesen, und sich nicht von
vorschnellen Vermutungen, die von der Studie so nicht gedeckt werden, leiten zu
lassen.
Fidei Donum ist
eine Koordinationsstelle, sie hat keinerlei rechtliche Verantwortung für die
Priester, die mit einem Fidei Donum Vertrag nach Südamerika ausgereist sind. Der
Verantwortliche für den Fidei Donum Priester ist der Entsendebischof in
Deutschland, der seinen Priester sozusagen an einen Bischof in Südamerika
ausleiht. Sollte der Priester vorher in Deutschland strafbar geworden sein, so
hat der deutsche Bischof die Aufsichtspflicht, sollte er in Südamerika strafbar
geworden sein, faellt das unter die Aufsichtspflicht des südamerikanischen
Bischofs.
Fidei Donum hat
sofort auf erste Vorwürfe gegen Priester aus ihren Reihen reagiert und eine
umfassende und unabhaengige Studie in Auftrag gegeben und diese nun zügig veröffentlicht.
Fidei Donum
Missionare werden auf eigenen Wunsch ausgesandt. Die Bischöfe „entledigen“ sich
daher nicht unliebiger Priester, aber straffällig gewordene Priester können
unter Umständen auf diese Weise aus Deutschland geflüchtet
sein. Das dürfte heute unmöglich sein, da die Diözesen
in Deutschland auch für Fidei Donum Priester oder Laien inzwischen polizeiliche
Führungszeugnisse verlangen.
Nach Durchsicht
der Akten ist dies aber in der Vergangenheit in 3 Fällen geschehen, unter
aktiver Mithilfe von Emil Stehle. Von insgesamt 400 Fidei Donum Priestern waren
das 3, also 0,75%. Es war zwar kein Einzelfall aber eben auch nur ein
verschwindend geringer Prozentsatz.
Es sind
allerdings außer den 3 Fällen insgesamt 19 verdächtige Fälle in den Akten
aufgetaucht, wo es zumindest Hinweise gibt, dass da etwas mit Missbrauch
stattgefunden hat oder stattgefunden haben könnte. Manchmal beziehen sich diese
Hinweise erst auf die Zeit in Südamerika, manchmal ist nicht klar, ob es sich bei
den Opfern um Minderjährige handelt. Auch da gilt: 19 von 400 waeren 4,7%, eine
ganz ähnliche Zahl, wie es die MMG Studie für Priester in Deutschland feststellt.
Das heisst also Fidei Donum Priester sind genau in der gleichen Anzahl zu
Missbrauchstätern geworden, wie die uebrigen Priester in Deutschland auch.
Nicht mehr und nicht weniger. Fidei Donum Priester sind nicht der Abschaum der
Priester in Deutschland, der dann nach Südamerika abgeschifft wurde. Sie sind
genauso gut und genauso schlecht wie andere Priester auch.
Fidei Donum hat
vor kurzem sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Trotz der erwähnten
Schattenseiten gilt: Die südamerikanische Kirche ist der deutschen Kirche
zutiefst dankbar für den großartigen Einsatz der ganz überwiegenden Zahl der
Fidei Donum Missionare. Fidei Donum Priester gingen oft an die Ränder, in die ärmsten Pfarreien der Elendsviertel, der Anden und des
Amazonasgebietes, wo oft kein einheimischer Priester hingehen konnte. Oft haben
sie dort die Grundlagen für Seelsorge und ein menschenwürdigeres Leben gelegt. Leider konnten durch den Priestermangel in
Deutschland in den letzten Jahren kaum noch Priester entsandt werden, dafür
haben aber immer wieder auch einige Laienmissionare einen Fidei Donum Vertrag
erhalten. Fidei Donum geht also weiter, muss aus seinen Fehlern lernen, genauso
wie der Rest der deutschen und internationalen Kirche. Der Schatten des
Missbrauchs trübt auch das Licht von Fidei Donum, löscht es aber nicht aus.
Perú, 11.08.22 Reinhold Nann,
Bischof in Caravelí, Perú, Heimatdioezese Freiburg
miércoles, 16 de junio de 2021
Wahl- Kampf der Kulturen
Wie vor mehr als 500 Jahren prallten im Mai/Juni 2021 in
Perú 2 Kulturen aufeinander: die westlich-Rationale auf die andin-Magische. Und
wie es Stichwahlen so an sich haben: das Land spaltete sich in 2 Teile: Auf der
einen Seite steht Keiko Fujimori mit der diktatorialen Vergangenheit ihres inhaftierten
Vaters. Sie konnte fast die gesamte Ober
und Mittelschicht vor allem in Lima und in den Kuestenstaedten hinter sich bringen.
Ihr gegenueber steht Pedro Castillo, ein Gewerkschaftsfuehrer und Lehrer im
Hinterland, der immer mit dem typischen Hut der andinen Bevoelkerung auftrat
und die Ausrottung der Armut versprach. In seinem Wahlprogramm wird der Marxismus-Leninismus
als Basis genannt.
Kardinal Pedro Barreto und Buergerrechtsorganisationen hatten kurz vor der Sichwahl beide Kandidaten
zum Unterschreiben einer Buergerrechtserklaerung gebracht, auf der sie sich zum
Einhalten grundsaetzlicher demokratischer Regeln verpflichteten. Diese
Selbstverpflichtungen koennen nun nach der Wahl vom Gewinner eingefordert
werden. Die Bischofskonferenz hat sich neutral verhalten, waehrend einzelne
Bischoefe und Priester und auch evangelische Prediger sich doch sehr dezidiert
in den angeblichen “Kampf gegen den Komunismus” einspannen liessen.
Am 6. Juni war Wahltag. Wie im Krimi war lange unklar wer
gewinnen wuerde. Nach ueber einer Woche und Auszehlung von 100% der Stimmen
liegt nun Castillo mit 50,125% vorne. Aber Fujimori gab nicht auf. Mit 500
Anwaelten wurden ganze Wahllokale beanstandet, und nun muss das oberste
Wahlgericht ueber hunderte von Antraegen (mit ca 200.000 Stimmen) einzeln
entscheiden. Inzwischen werden die Leute auf der Strasse ungeduldig: Die Armen
glauben, dass man ihre Stimmen annulieren will und die Reichen verteidigen in
grossen Aufmaerschen die “Demokratie” oder auch nur den eigenen Geldbeutel
gegen den “Kommunismus”. Es sieht sehr nach dem letzten Zappeln eines toten
Fisches aus, aber dahinter koennte auch die Strategie stehen, dass nur ein
Militaerputsch das Chaos der Strasse beenden wuerde.
Ich bin von keinem der beiden Kandidaten ueberzeugt. Aber in
einer Demokratie muss die Entscheidung der Mehrheit respektiert werden und in
meiner Praelatur (Arequipa/Ayacucho) haben ueber 80% Castillo gewaehlt. Jetzt ist
es wichtig, die Wahlpolemik erstmal abzulegen und zum Wohl aller miteinander zu
reden. Vielleicht ist es doch moeglich sich ueber einige Punkte der Pandemie-
und Armutsbekaempfung einig zu werden. Pedro Castillo hat im Parlament nur eine
kleine Minderheit hinter sich, die nicht ausreicht eine jederzeit moegliche
Amtsenthebung zu verhindern. Wenn er sich nicht der demokratischen Mitte
annaehert, werden wir ihn wahscheinlich nicht allzu lange als Praesident haben.
lunes, 31 de mayo de 2021
Rundbrief 33 vom 31. Mai 2021
Liebe Freunde in Deutschland,
Nun sind wir schon im zweiten Covid Jahr. Die Impfung lauft
langsam an in Perú, bisher sind ca. Eine Million Menschen mit beiden Dosen
geimpft worden, vor allem medizinisches Personal und die ueber 80 Jaehrigen.
Diese schauen allerding in der Provinz Caraveli weiterhin in die Roehre, zu uns
sind bisher noch keine Impfstoffe gekommen, irgendwie scheint es mit der
Verteilung nicht zu klappen.
Die Praelatur Caraveli hat dank der Unterstuetzung deutscher
Spender in dieser Zeit vor allem Lebensmittelhilfe geleistet. Es gibt weiterhin
5 Armenkuechen, fuer die Alten und Arbeitslos-Gewordenen. Daneben hat Caritas
Caraveli auch Sauerstoffflaschen und kleine Sauerstoff produzierende Geraete
erworben, die von den Pfarreien direkt an die Patienten verliehen werden.
Medizinischer Sauerstoff ist weiterhin ein knappes Gut, obwohl die Kirche
zusammen mit Buerger- und Unternehmerinitiativen ca. 40 grosse
Sauerstoffanlagen erworben hat.
In Caraveli haben wir lange unsere Sauerstofflaschen im 3
Stunden entfernten Camaná aufgefuellt. Nachdem aber die beiden Anlagen dort an
ihre Produktionsgrenze stossen und es hier Engpaesse in der Versorgung gibt,
haben auch wir beschlossen, eine solche Anlage anzuschaffen. Der Buergermeister
und Buergervetreter von Caravelí haben sofort die Praelatur gebeten, hier aktiv
mitzuarbeiten, was wir auch sofort getan haben.
Die Anlage, die ca. 30 Sauestoffflaschen taeglich fuellen
kann, kostet 100.000 US-Dollar. Sowohl die oertlichen Unternehmer, Verwandte
und Freunde in Lima als auch die Pfarrei und die Praelatur werden dafuer ihren
Beitrag leisten. Alle Spenden von Ihnen/Euch die von Abril bis Juni dieses
Jahres eintreffen, werden ebenfalls dafuer eingesetzt.
Daneben haben wir in diesem Jahr eine Kampagne zur
psychischen Gesundheit gestartet, die vor allem unsere Pfarrschulen, die
Religionslehrer aber auch viele andere Familien erreicht hat. Ueber Zoom und
Facebook haben wir 8 Vortraege von Psychologinnen verbreitet, die von uber 2000
Zuhoerern (das sind fast 5% unserer Praelatur) dankbar angenommen wurden. Die
Pandemie hat naemlich viel Angst, Stress und Depression erzeugt, da braucht man
auch emotionale Hilfe, sowohl spiritueller als auch psychologischer Art.
Wir sind gerade in der Endphase der Stichwahl im
Praesidentschaftswahlkampf. Waren es im ersten Wahlgang 15 Kandidaten so sind
es in der Stichwahl nur die beiden mit den meisten Stimmen: Pedro Castillo, ein
linker Gewerkschafts- und Bauernfuehrer gegen Keiko Fujimori, Tochter des
Diktators der 90er Jahre, Alberto Fujimori, der im Gefaengnis sitzt. Peru zeigt
sich in seiner ganzen Zersplittertheit: Waehrend Lima und die Reichen
weitgehend fuer Fujimori stimmen werden, hat Pedro Castillo seine Anhaenger
unter den Armen und in der Provinz. Es ist schwer zu sagen, was fuer das Land
besser sein wird, beide Parteien sind eher antidemokratisch und mit Korruption
vertraut, wirtschaftlich gesehen ist die doch sehr marxistisch inspirierte
Partei Castillos eher die groessere Gefahr. Ich kann mich wie viele hier bisher
noch nicht durchringen, am naechsten Sonntag einem dieser Kandidaten meine
Stimme zu geben.
Trotz allem geben wir die Hoffnung nicht auf. Peru wird
auferstehen, der Heilige Geist wird uns zeigen wann und wie.
Ich hoffe im Juni geimpft zu werden. Vielleicht mache ich
dann im August/September noch eine Reise nach Deutschland oder ich verschiebe
sie doch auf 2021.
Meine viele freie Zeit habe ich seit August letzten Jahres
fuer insgesamt 3 monatliche Fernstudien eingesetzt ueber so unterschiedliche
Themen wie “Katholischer Feminismus”, “Missionstheologie” und “Kirchenrecht”.
War sehr interessant.
Am 13. Mai haben die Seelsorgeschwestern von Caraveli (MJVV) eine
weitere Pfarrei (Incuyo) uebertragen bekommen. Nun sind schon 4 Pfarreien der Praelatur
Schwestern anvertraut worden. Pfarrer kann ich sie nicht ernennen, nach
gueltigem Kirchenrecht, aber sie haben alle Rechte und Pflichten eines Pfarrers
uebertragen bekommen, ausser Beichte und Messfeier. Die Schwestern halten ihre
Wortgottesdienste, hin und wieder wird auf Bitten der Glaeubigen dann mal ein
Nachbar-Pfarrer eingeflogen.
Eine grosse Freude ist es mir, dass seit diesem Jahr in
insgesamt 7 Pfarreien die Familienkatechese wieder angefangen hat. Vor 2 Jahren
waren es nur 3 Pfarreien. In der Familienkatechese bereiten die Eltern ihre
Kinder auf die Erstkommunion vor, in einem 2 jaehrigen Glaubenskurs. Das
Material erhalten sie digital zugeschickt und je nach Moeglichkeit wird es den
Eltern ueber Zoom oder einfach nur Telefonanruf erklaert. Leider ist in den
eher laendlichen Bereichen das Internet nicht ausreichend. Ich bin inzwischen
auf Nationalebene fuer die Familienkatechese zustaendig, habe aber ein gutes
Team dafuer in Lima.
Ihnen/Euch allen herzlichen Dank fuer Eure Anteilnahme.
Bleibt gesund und lebt im Vertrauen auf Gott in dieser komplizierten Zeit. Am
heutigen 34. Jahrestag meiner Priesterweihe, euch/Ihnen allen ein herzlicher
Segensgruss
Ihr/Euer Bruder Bischof Reinhold
Nann, Caravelí/Perú.
r.nann@web.de www.reinholdnann.blogspot.com
Fuer Steuerbescheinigungen Spende an Adveniat mit Vermerk: Praelatur
Caraveli/Peru:
IBAN DE03 3606
0295 0000 0173 45
viernes, 30 de octubre de 2020
Wenn Kirche aufersteht
Den verzweifelten Frauen vor dem Grab Jesu sagte der Engel “Freut euch!”. Wahrscheinlich glaubten sie sich verhoert zu haben, worueber sollten sie sich freuen, wo Jesús doch schon 2 Tage tot war?
In den 24 Jahren in denen ich in Peru als Seelsorger
arbeite, ist mir das zweimal ganz deutlich passiert: eine totgeglaubte Kirche
ersteht aus ihren Truemmern…
Das erste Mal war 1992: Inmitten des Terrorismus der spaeter
auch 3 Maertyrer zur Seligsprechung fuerte und 60.000 Todesopfer forderte, wo
in meiner Vorstadtpfarrei mehrere Zonen von Terrorgruppen kontrolliert waren
und ich als Priester nur mit “Genehmigung” alle paar Monate Eintritt hatte,
wurden ueberraschenderweise die Raedelsfuehrer festgenommen. Der Mythos war
gebrochen, die Angst der Bevoelkerung war weg. Die Menschen bauten Kapellen aus
Bastmatten und es brach so etwas wie ein kirchlicher Fruehling an, eine
wunderbare Aufbruchszeit. Der Aufbruch war gekennzeichnet von Gebet und
Suppenkuechen fuer die Aermsten, viele fanden wieder zu Gott und zur
Kirche.
Das zweite Mal findet gerade jetzt statt. Perú als
Schwellenland wurde hart von der Coronakrise getroffen. Dabei hatte die
Regierung zunaechst alles richtig gemacht. Schon eine Woche nach dem Auftauchen
des ersten Falles wurde eine totale Quarentaene ueber das ganze Land verhaengt.
Sie hat auch ungefaehr 2 Wochen funktioniert. Doch dann waren die Ersparnisse
der Armen verbraucht. Viele Tageloehner und Scheinselbststaendige muessten ohne
Arbeit verhungern, also mussten sie hinaus auf die Strasse um Arbeit zu suchen
aber auch sich dem Virus auszusetzen. Dazu kamen enge Wohnverhaeltnisse und ein
immer schon defizientes Gesundheitssystem: Es gab damals gerade mal 100 Betten
auf Intensivstation – landesweit. Bald wurde auch der medizinische Sauerstoff
knapp. Peru hat inzwischen ueber 70.000 Coronatote- mehr als zu Zeiten des
Terrorismus. Fast jeder hat einen Verwandten oder Freund, der starb.
Die Kirchen sind geschlossen, nun schon ueber 6 Monate lang.
Zunaechst war das auch fuer die Kirche ein Schock, ohne Gottesdienste keine
Einnahmen fuer die Pfarrer. Manche haben ernsthaft um ihr Ueberleben
gefuerchtet. Die Rettung war Facebook: Ab der ersten Woche haben alle Pfarreien
ihre Gottesdienste im sozialen Netzwerk uebertragen. Die Menschen haben ihre
Fuerbitten als Kommentare abgegeben und nach ca. 1 Monat auch an das Bankkonto
des Pfarrers bezahlt. Inzwischen feiern wir etwa doppelt soviele Messen online
als frueher mit Beteiligung der Glaeubigen. Und die Teilnehmer an den virtuellen
Messen duerften mindestens dreimal soviel sein.
Vom ersten Moment an war Caritas ein wichtiges Element. Sie
konnte Unternehmen und Einzelpersonen im In- und Ausland zu Spenden aufrufen
und ueber ihre Pfarrcaritasgruppen direkt bei den Beduerftigsten Lebensmittel
und Hygienekits verteilen. Der Erzbischof von Lima meinte treffend: Meine
Kathedrale ist jetzt Caritas. In den letzten zwei Wochen gehen die Zahlen der
Neuinfizierten und der Toten langsam zurueck. In den meisten Teilen des Landes
sind ueber 30% der Bevoelkerung bereits infiziert, in der Urwaldstatt Iquitos
sind es ca. 80%, was einer Herdeninmunitaet gleichkommt.
Unser Kardinal Pedro Barreto hat vor einem Monat die Aktion
“Peru steht auf – jetzt” gestartet. Wissenschaftler und verschiedene Glaubensbekenntnisse,
Unternehmer und Basisorganisationen tun sich zusammen um gemeinsam gegen die
Ausbreitung des Virus zu kaempfen. Das ist eine Kirche die nicht um sich selbst
kreist sondern wie ein Feldlazarett sich um die Verwundeten dieser Welt
kuemmert. Das bringt ihr nicht nur Achtung ein, sondern aktive Mitarbeit. Die
Kirche nach der Pandemíe wird eine solidarische Kirche sein, oder sie wird
nicht sein. Das Entscheidende ist: In der Dunkelheit nicht jammern, sondern an
die Auferstehung glauben. Gott handelt in seiner Kirche auch heute, wenn wir
aufmerksam dafuer sind und bereitwillig mittun.
Selbst die Natur erholte sich waehrend der Quaraentaene: Die
Luft in den grossen Staedten wurde sauber, Zugvoegel und andere Tierarten
hatten mehr Lebensraum.
Auch die Schoenstattfamilie in Peru ist aktiv. Es gibt
Facebookmessen aus dem Heiligtum, Rosenkranzgebet vom Hausheiligtum,
uebertragen und mitgebetet von Hunderten von Familien, Gruppentreffen per Zoom
und Untertuetzung von Armenspeisungen.
Auch die deutsche Kirche ist an dieser peruanischen
Auferstehung mitbeteiligt. Fuer meine Praelatur habe ich Hilfe von Adveniat,
Misereor und vielen, vielen Freunden und Einzelspendern erhalten. Herzlichen
Dank dafuer.
Mitten im Dunkel ist das Licht der Auferstehung bereits
sichtbar.
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(Dieser Artikel von mir erschien in der Zeitschrift "Basis" vom November 2020)