martes, 23 de junio de 2015

Rundbrief 23 (Juni 2015)


Rundbrief 23 von Reinhold Nann                                                                                           Juni 2015

Liebe Freunde,

Ich habe schon lange keinen Rundbrief mehr geschrieben und auch den Blog nur noch sehr selten bedient. Im Facebook bin ich eher aktiv gewesen und dann halt auf spanisch.

In der Pfarrei geht es mir nach wie vor gut. Ich habe ja seit August letzten Jahres einen Kaplan, der allerdings ein wenig  aelter ist als ich. Morgends ist er als Religionslehrer taetig: Padre Segundo Fernández, er war schon einmal vor 10 Jahren Kaplan bei mir in der Esperanza. Auf dem Bild bin ich mit anderen Pfarrern bei seinem Geburtstagsmittagessen (er ist der 5te v.l.).


Im August kam auch Claudia Mueller als Voluntaria in die Pfarrei, sie ist vor allem in der Schule bei den Schwestern taetig und macht das sehr gut.

Letztes Jahr war ich mehrmals in Deutschland, zuletzt zum Begraebnis meines Vaters im November, das habe ich ja geschrieben.  Ich versuche, im Gebet immer wieder mit ihm zusammen zu sein.

Dieses Jahr habe ich mich ziemlich in die Kommunalpolitik eingemischt:  Im Jahr 1980 hat mein Stadtteil erst fliessendes Wasser bekommen, durch einen kanadischen Pfarrer, der kurzerhand das Geld fuer das  Kirchendach zweckentfremdete und stattdessen ein grosses Wasserreservoir fuer den ganzen Stadtteil bauen liess, inclusive Pumpstation fuers Grundwasser. Es wurde eine Kooperative gegruendet in der die Pfarrei mit einem Delegierten im Vorstand ist. Diese sollte die Wasserverteilung organisieren.  Alles lief recht gut, bis vor ca 9 Jahren das Grundwasser salzig wurde. Man hat dann doch das Wasser en bloque bei der staedtischen Wassergesellschaft kaufen muessen. Dieses Wasser wurde aber mit der Zeit immer teurer und damit auch die Diskussionen und Streitereien in der Kooperative. Ich habe kurzerhand eine Art Volksbefragung im Stadtteil organisiert. Ausserdem habe ich in allen 15 Zonen der Pfarrei Versammlungen gemacht um zu hoeren: Was ist das Problem? Welche Loesung siehst Du? 70% waren fuer die Aufloesung der Kooperative und fuer den Wechsel zur staedtischen Wassergesellschaft. Sie waren die ewigen Diskussionen und die Ineffizienz leid. (Zur Zeit kommt das Wasser nur eine halbe Stunde und das nur jeden zweiten Tag!) Ich habe dann sofort Gespraeche mit den zustaendigen Buergermeistern und der Wassergesellschaft gefuehrt, was mir den Zorn einiger Lokalpolitiker zugezogen hat. Ich hielt durch und es gab 2 Abstimmungen in der Mitgliederversammlung: Beide Male haben 90% der Mitglieder fuer den Wechsel gestimmt. Nun ist das durch. Ich war ploetzlich ueberall bekannt, auch unter den Nichtkatholiken. Wenn es auch sehr spannungsvoll war, bin ich dennoch froh, da mitgemischt zu haben. Ich bin jetzt sehr viel naeher dran an den Leuten und ihren Problemen, ich denke, das ist die Art von Kirche, die Papst Franziskus will.

In der Pfarrei konnte nun auch der neue Pfarrsaal in Betrieb genommen werden, auch dank einiger Einzelspenden. Bis letztes Jahr mussten groessere Versammlungen noch im Freien abgehalten werden, was nachts ziemlich ungemuetlich war. Die Waende sind zwar noch nicht verputzt und gestrichen, aber es tuts. Auf dem Bild sieht man den Saal mit Firmlingen und noch ohne Fenster, die hat er inzwischen.


Anfang dieses Jahres wurde ich heiss gehandelt als Bischofskandidat hier in Peru. Seit Papst Franziskus passe ich wahrscheinlich eher fuer dieses Amt, aber ich fuehle mich als Pfarrer einfach besser, weil naeher bei den Leuten. Ich habe jedenfalls deutlich meinen Unwillen zum Ausdruck gebracht und es scheint, dass dieser Kelch an mir vorueberging.

Mit dem Erzbischof von Trujillo gibt es nach wie vor Spannungen wegen der Schoenstattbewegung. Es scheint ihm vor allem um unser grosses Grundstueck zu gehen. Es ist schon traurig, wenn der Materialismus in den obersten Spitzen der Kirche regiert. Wir antworten nicht auf dieser Ebene, haben aber eine grosse Gebetskampagne zur “Erneuerung der Kirche” gestartet, ganz im Sinne von Papst Franziskus natuerlich.

Durch den fallenden Goldpreis und den anderer Bodenschaetze ist das Wirtschaftswachstum von Peru inzwischen auch deutlich zurueckgegangen, betraegt aber immer noch ca. 4%. Naechstes Jahr sind Wahlen, da ist die politische Situation auch angespannt.

Ende Juli werde ich knapp 2 Wochen zuhause sein, mein Patenkind Alexandra wird heiraten. Ich werde die Zeit deswegen hauptsaechlich mit der Familie verbringen.

Ganz herzliche Segenswuensche fuer Euch alle


                                                                                                                                             Pfr. Reinhold Nann