martes, 7 de mayo de 2019

Kirchen-Manifest: Ein deutsch-peruanischer Bischof macht sich so seine Gedanken zur Kirche:



Kirchen-Manifest: Ein deutsch-peruanischer Bischof macht sich so seine Gedanken zur Kirche:

¿Was passiert gerade in der katholischen Kirche?

1.       Wir werden weniger: Massiver Mitgliederschwund in Deutschland. Massiver Rueckgang der Gottesdienstbesucher und massiver Rueckgang der Zahl der Priester.

2.       Missbrauchskrise: Die Missbrauchskrise hat die Glaubwuerdigkeit des Klerus, die hierarchische Struktur der Kirche und den Zoelibat noch einmal massiv in Frage gestellt.

3.       Fluegelkaempfe: Im Vatikan und auf der Ebene der Bischoefe geht es gerade heiss her: Immer deutlicher aeussern sich Kritiker von Papst Franziskus: Erst waren es die Zweifler-Kardinaele (dubia): Burke, Meissner, Brandmueller und Caffara. Dann kam Kurienerzbischof Viganó gefolgt von einigen US-Sympatisanten. Und gerade erst Papst Benedikt und Kardinal Mueller. Kardinal Sarah gehoert schon laenger zu diesem Fluegel.

Die konservative Fraktion stellt sich gegen Franziskus und dessen Reformplaene. Kardinal Mueller meint gar, die Kirche als Institution sei gar nicht reformierbar, weil sie von Gott stammt. Dass sich ihre geschichtliche Gestalt in den letzten 2000 Jahren staendig veraendert hat, scheint er ueberhaupt nicht wahrzunehmen. Auf der anderen Seite ein staendig wachsender Block der (nicht nur aber vor allem) von Franziskus ernannten Bischoefe und Kardinaele. Die Synodalitaet bringt Bewegung in die Reform der Kirche, auch wenn sie aufgrund der grossen Zahl der Bischoefe und der sehr unterschiedlichen Situationen weltweit nur sehr langsam vorankommt. Und es gibt auch einige sehr agressive rueckwaertsgewandte Priester und Laien.

4.       Frauenfrage Daran kommt die Maennerkirche nicht vorbei. Und es faellt ihr unsagbar schwer, hier wirkliche Erneuerung zuzulassen. Viele Frauen in Europa und Nordamerika werden ungeduldig, koennen nicht laenger warten: Wird es rechtzeitig zu wirklichen Reformen kommen, oder werden die Frauen massiv aus der Kirche auswandern? Das koennte zu einer neuen Fluechtlingskrise fuehren. (Das koennte man auch ausweiten auf die Laien- und Gender-Fragen).

5.       Welt ohne Gott: Gott kommt kaum noch vor in der saekularen Welt. Allenfalls als Traditión, Erinnerung an fruehere Zeiten. Der Mensch hat seine Stelle eingenommen. Aber die Welt ist dadurch nicht menschlicher geworden: Gewalt, Krieg, Leid und Hunger sind nicht auszurotten.



¿Wohin wird das fuehren?

Was ich mir nicht erhoffe:

1.       Eine Spaltung in der katholischen Kirche. So wie nach dem Konzil die Lefebfre-Leute aus der Kirche auszogen, koennten nun auch die Burkes und Muellers eine neue, „rechtglaeubige“ Kirche gruenden.

2.       Ein massiver Auszug der fortschrittlichen Kraefte aus der Kirche mit einem anschliessenden Rechtsruck der Uebriggebliebenen, die im besten Fall noch die Groesse einer Sekte wie die Zeugen Jehovas haette.

3.       Eine voellige Verweltlichung der Kirche. Ohne frohe Botschaft, ohne Gott, waere sie noch so eine Art christlicher Heimatverein mit etwas sozialem Engagement.

Was ich mir erhoffe:

1.       Kirche, als Ort des Lebens. Da darf und muss es unterschiedliche Formen von Zugehoerigkeit geben: Engagierte, die in kleinen intensiven Gemeinschaften zuhause sind und von dort aus wirkliches soziales oder kirchliches Engagement zeigen. Mitarbeiter, die sich zeitweise und je nach ihren Gaben engagieren. Mitglieder, die die Intensitaet ihrer Mitgliedschaft selber bestimmen koennen. Sprirituelle, die bei der Kirche immer wieder auftanken, ohne sich deswegen binden zu muessen. Hilfesuchende, die zumindest ein offenes Ohr finden.

2.       Statt Ausschluss Einbeziehung der Gaben aller. Hinhoeren und Neues zulassen. Altes nicht leichtfertig ueber Bord werfen, sondern sorgfaeltig pruefen.

3.       Auf Gott hoeren. Nicht meinen Willen durchsetzen bei den dringend anstehenden Reformen, sondern ganz auf Gott vertrauen. Gott ist schon da, in dieser globalisierten und sich staendig veraendernden Welt. Es muss Seine Reform sein, nicht meine. Ich glaube, dass uns in dieser Zeit des Wandels der Geist geschenkt wird, der Heilige Geist von der pfingstlichen Erneuerung der Kirche.

¿Was sollten wir jetzt tun?

1.       Zielstrebig an der Erneuerung arbeiten aber mit langem Atem. Wer mit kurzem Atem rennt, wird schnell muede und gibt auf. Daher langsam gehen, aber vorwaerts, niemals zurueck. Das Konzil wird jetzt erst wirklich umgesetzt, es wird wohl noch einiger National- und Dioezesansynoden beduerfen.

2.       Nicht gegen Franziskus sondern mit ihm. Er hat die Erneuerung angestossen, stoesst aber auf viele Grenzen und Widerstaende. Auch wenn es mir zu langsam geht, nicht dem vorsichtigen Reformer in den Ruecken fallen.

3.       Gemeinschaftliche Prozesse anstossen. Wir sollten viele „Basisgemeinden“ gruenden. Leute die beten, suchen und einfach vorwaerts gehen. Wir sind Kirche. Wir sind Gemeinde. Franziskus und seine Bischoefe brauchen Leute, die einfach einmal die zukuenftige Kirche ausprobieren und leben. Ohne gleich Priesterinnen zu weihen, koennen heute schon Frauen Kleingemeinden leiten. Solange nur Priester Eucharistie feiern duerfen, sollten einfach neue Gottesdienstformen ausprobiert werden. Die Pfarreien werden immer groessere Territorien umfassen. Aber darin wird Platz sein zum Ausprobieren von vielen neuen Gemeindetypen. Das sollten wir einfach tun. Papst Franziskus beginnt die Reform an der Spitze. Wir sollten uns an der Basis mehr zutrauen.



Caravelí, 7.5.19                Reinhold Nann



Fragen zum Weiterdenken:

Carlos Castillo der neue Erzbischof von Lima, hat bei seiner Bischofsweihe im Februar dieses Jahres allen Glaeubigen und Gruppierungen in Lima, ja sogar den Nichtglaubenden folgende Frage gestellt, die ich dann auch in meiner Praelatur gestellt habe und Ihnen allen stellen moechte:

1.       ¿Was fuehlen Sie in der Tiefe ihres Herzens, wie die Kirche sich aendern sollte?

Ich wuerde dem noch eine zweite Frage hinzufuegen:

2.       ¿Wozu sind Sie bereit, mitzutun an dieser Aenderung?

Treten wir in einen Dialog ein. Ihre Antwort (oder die ihrer Gruppe) koennen Sie schicken an: r.nann@web.de

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