Missbrauch und Fidei Donum Missionare – ein Schatten trübt das Licht
Den aktuellen
Presseberichten zufolge, war Fidei Donum eine Art Verschiebebahnhof, über den
Priester, die in Deutschland wegen Kindesmissbrauch aufgefallen waren, einfach
in Suedamerika versteckt werden konnten. Dies ist tatsaechlich in 3 Faellen
geschehen, wie eine am Montag veröffentlichte Dokumentation nachweist, die auf www.adveniat.de jedermann zugänglich ist. Ich habe die
Studie gelesen und möchte als Fidei Donum Priester (seit 1991) zu der
Diskussion Stellung nehmen:
Ich leugne nicht
und bin zutiefst beschämt, dass es auch unter Fidei-Donum-Missionaren
Missbrauchstäter gab und gibt. Besonder betroffen macht es mich, dass auch der
von mir zuvor bewunderte Bischof Emil Stehle sehr dunkle Seiten sowohl als Täter
als auch als Vertuscher hatte. Und natürlich ist jeder einzelne Fall ein Fall
zuviel, weil er tragisches Leid bei den Opfern hinterließ. Die Opfer haben ein
Recht auf Entschädigung.
Ich bin der
Presse auch dankbar, dass Sie solche Fälle an die Öffentlichkeit bringt, nur so
kann tragisches Versagen in Zukunft vermindert und hoffentlich verhindert
werden. Aber mir scheint, da wird durch Vermutungen ein ungerechter
Generalverdacht hergestellt, als wären alle Fidei Donum Priester oder doch
zumindest ein großer Teil, Missbrauchstäter gewesen.
Ich lade alle
Interessierten ein, obige Studie genau zu lesen, und sich nicht von
vorschnellen Vermutungen, die von der Studie so nicht gedeckt werden, leiten zu
lassen.
Fidei Donum ist
eine Koordinationsstelle, sie hat keinerlei rechtliche Verantwortung für die
Priester, die mit einem Fidei Donum Vertrag nach Südamerika ausgereist sind. Der
Verantwortliche für den Fidei Donum Priester ist der Entsendebischof in
Deutschland, der seinen Priester sozusagen an einen Bischof in Südamerika
ausleiht. Sollte der Priester vorher in Deutschland strafbar geworden sein, so
hat der deutsche Bischof die Aufsichtspflicht, sollte er in Südamerika strafbar
geworden sein, faellt das unter die Aufsichtspflicht des südamerikanischen
Bischofs.
Fidei Donum hat
sofort auf erste Vorwürfe gegen Priester aus ihren Reihen reagiert und eine
umfassende und unabhaengige Studie in Auftrag gegeben und diese nun zügig veröffentlicht.
Fidei Donum
Missionare werden auf eigenen Wunsch ausgesandt. Die Bischöfe „entledigen“ sich
daher nicht unliebiger Priester, aber straffällig gewordene Priester können
unter Umständen auf diese Weise aus Deutschland geflüchtet
sein. Das dürfte heute unmöglich sein, da die Diözesen
in Deutschland auch für Fidei Donum Priester oder Laien inzwischen polizeiliche
Führungszeugnisse verlangen.
Nach Durchsicht
der Akten ist dies aber in der Vergangenheit in 3 Fällen geschehen, unter
aktiver Mithilfe von Emil Stehle. Von insgesamt 400 Fidei Donum Priestern waren
das 3, also 0,75%. Es war zwar kein Einzelfall aber eben auch nur ein
verschwindend geringer Prozentsatz.
Es sind
allerdings außer den 3 Fällen insgesamt 19 verdächtige Fälle in den Akten
aufgetaucht, wo es zumindest Hinweise gibt, dass da etwas mit Missbrauch
stattgefunden hat oder stattgefunden haben könnte. Manchmal beziehen sich diese
Hinweise erst auf die Zeit in Südamerika, manchmal ist nicht klar, ob es sich bei
den Opfern um Minderjährige handelt. Auch da gilt: 19 von 400 waeren 4,7%, eine
ganz ähnliche Zahl, wie es die MMG Studie für Priester in Deutschland feststellt.
Das heisst also Fidei Donum Priester sind genau in der gleichen Anzahl zu
Missbrauchstätern geworden, wie die uebrigen Priester in Deutschland auch.
Nicht mehr und nicht weniger. Fidei Donum Priester sind nicht der Abschaum der
Priester in Deutschland, der dann nach Südamerika abgeschifft wurde. Sie sind
genauso gut und genauso schlecht wie andere Priester auch.
Fidei Donum hat
vor kurzem sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Trotz der erwähnten
Schattenseiten gilt: Die südamerikanische Kirche ist der deutschen Kirche
zutiefst dankbar für den großartigen Einsatz der ganz überwiegenden Zahl der
Fidei Donum Missionare. Fidei Donum Priester gingen oft an die Ränder, in die ärmsten Pfarreien der Elendsviertel, der Anden und des
Amazonasgebietes, wo oft kein einheimischer Priester hingehen konnte. Oft haben
sie dort die Grundlagen für Seelsorge und ein menschenwürdigeres Leben gelegt. Leider konnten durch den Priestermangel in
Deutschland in den letzten Jahren kaum noch Priester entsandt werden, dafür
haben aber immer wieder auch einige Laienmissionare einen Fidei Donum Vertrag
erhalten. Fidei Donum geht also weiter, muss aus seinen Fehlern lernen, genauso
wie der Rest der deutschen und internationalen Kirche. Der Schatten des
Missbrauchs trübt auch das Licht von Fidei Donum, löscht es aber nicht aus.
Perú, 11.08.22 Reinhold Nann,
Bischof in Caravelí, Perú, Heimatdioezese Freiburg
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