sábado, 30 de diciembre de 2017

Reflexionen zum Jahreswechsel aus Peru



Was hat 2017 gebracht, und wie koennte man das im Licht des Glaubens sehen?

  1. Zu Beginn des Jahres hat das Wetterphaenomen “El Niño” vor allem im Norden grosse Schaeden durch Ueberschwemmungen angerichtet. Dies erzeugte eine enorme Welle der Hilfsbereitschaft in der Bevoelkerung. Auch die Regierung war sofort mit Notfallhilfe zur Stelle, aber der Wiederaufbau geht gewohnt langsam voran.
  2. Der Fall “Odebrecht” hat das riesige Ausmass der Korruption sichtbar gemacht. Fast alle Firmen, die in den letzten 20 Jahren Staatsauftraege bekamen haben geschmiert, und die Funktionaere haben gerne mitgemacht. Fast alle Expraesidenten und Parteien sind verwickelt und angeklagt, einer sitzt bereits in Untersuchungshaft. Die Korruption scheint allmaechtig zu sein. Allerdings ist die Justiz zur allgemeinen Ueberraschung deutlich energischer als frueher an der Verfolgung auch grosser Fische dran.
  3. Mitte des Jahres hat der Lehrerstreik ueber Monate die oeffentlichen Schulen lahmgelegt. Das Gehalt der Lehrer wurde kraeftig erhoeht. Das war richtig, haette aber ohne soviel Unterrichtsausfall vonstatten gehen muessen.
  4. Peru hat gerade noch fuer die Fussballweltmeisterschaft in Russland 2018 qualifiziert, nach ueber 30 Jahren. Das hat das Volk mehr geeint und aufatmen lassen, als alles andere. Auch wenn Paolo Guerrero zunaechst wegen Doping ausgeschlossen und dann doch wieder zugelassen wurde.
  5. Kurz vor Weihnachten waere beinahe der Praesident vom Parlament gestuertzt worden. Und dann drei Tage danach begnadigt er den ExPraesidenten Fujimori. Die Fujimori Partei hat die Mehrheit im Parlament, aber einige Abgeordnete haben sich enthalten. Die meisten glauben, dass die Begnadigung ein Kuhhandel des Praesidenten war, um an der Macht zu bleiben. Nun gehen Tausende auf die Strassen, um gegen die Begnadigung zu protestieren. Da zeigt sich der ganze Frust am politischen System. Der Konflkt zeigt die tiefen Graeben in der peruanischen Gesellschaft auf: Zwischen Fujimoristen und Anti-Fujimoristen. Fujimori regierte in den 90 Jahren 10 Jahre als Diktator. Es gab viel Korruption und ein Mordkommando der Regierung mit ueber 20 Opfern. Aber er hat Peru auch vom Terrorismus des “Leuchtenden Pfades” befreit und die Hyperinflation besiegt. Nun sind auch die Parteien in sich gespalten. Der politische Gegner wird satanisiert und zum Feind gemacht. Es gibt keinen Dialog, weil jede Seite die Fehler nur beim anderen sucht.

Und was bringt 2018?

  1. Die Regierungschefin hat eine neue “Regierung der nationalen Versoehnung” ausgerufen. Das ist pathetisch. Diese Regierung wird wahrscheinlich nicht bis zum Jahresende dauern. Versoehnung muesste im Volk geschehen. Nach der Zeit des Terrorismus wurde diese Chance verpasst. Man hat 2002 nicht auf die “Wahrheits- und Versoehnungskomission”gehoert, weil niemand eigene Schuld eingestehen mochte. Die Vorraussetungen sind sehr schlecht, dass das 2018 gelingen wird.
  2. Der Kampf gegen die Korruption von Seiten der Staatsanwaltschaft geht weiter. Wird die Bevoelkerung eine Art Pakt gegen die Korruption einfordern koennen, bei dem jeder zuerst im eigenen Haus kehrt?
  3. Die Weltmeisterschaft in Russland laesst uns hoffnungsvoll nach vorne schauen. Mit Opfern und Begeisterung kann eine Mannschaft und ein Volk zum Erfolg kommen.
  4. Der Papst kommt nach Peru. Franziskus wird mit offenen Armen empfangen. Er ist Hoffnungstraeger, zeigt uns, dass man aus dem Glauben heraus die Welt veraendern kann. Er zeigt uns, die Armen nicht auszuschliesen und lenkt unseren Blick auf die Amazonasvoelker und die Umweltprobleme.
  5. Seit August bin ich nun Bischof von Caravelí. In ca 8 Wochen auf Reisen habe ich fast alle meine 22 Pfarreien kennengelernt. 2018 moechte ich beginnen, zusammen mit den Pfarrern, Schwestern und Katecheten einen Pastoralplan zu erarbeiten. Ich bin guten Mutes.


Ein gutes Neues Jahr wuenscht Ihnen/Euch      Ihr/Euer  Bruder Bischof aus Caravelí     +Reinhold Nann

viernes, 22 de diciembre de 2017

Frohe Weihnachten


"Maria kann einen Viehstall in das Haus Jesu verwandeln mit ein paar armen Windeln und einem Haufen Zaertlichkeit” (EG286) “Moege die Kirche zu einem Haus fuer viele werden, eine Mutter fuer alle Voelker und die Geburt einer neuen Welt moeglich machen” (EG288)
Mit diesen Worten von Papst Franziskus und auf meine peruanische Krippe schauend wuensche ich allen frohe Weihnachten. Moege uns die Zaertlichkeit Gottes verwandeln und die Geburt einer neuen, gerechteren und friedlicheren Welt ermoeglichen.
 Ihr/Euer Bruder Bischof +Reinhold Nann“

Der Papst kommt

Vom 18.-22.Januar 2018 wird Papst Franziskus nach Peru kommen. Der Besuch steht unter dem Thema "Vereint in der Hoffnung". Schon ueber eine halbe Million Menschen haben sich in den Pfarreien und online fuer den Gottesdienst in Lima angemeldet. Und beim Wettbewerb fuer die Hymne zum Papstbesuch haben sich 300 Liedermacher beteiligt. https://www.youtube.com/watch?v=5-CrKjzo87M Allerdings trifft Franziskus auf ein politisch tief gespaltenes Land. Die gestrige 11 stuendige Debatte um die Absetzung des Praesidenten hat das gezeigt. Und auch die Kirche ist nicht besonders einig. Der Papst hat also viel zu tun.

viernes, 1 de diciembre de 2017

Interview mit der Katholischen Nachrichten Agentur


Ein deutscher Bischof in Peru rückt die Armen ins Zentrum"Kein Protzbischof"

An einer Kirchenkarriere hat er nie gearbeitet. Dafür mit Indigenen am Amazonas und Slumbewohnern in Lima - Bischof Reinhold Nann. Papst Benedikt XVI. hätte ihn nie zum Bischof gemacht, ist sich Nann sicher. Doch dann kam Franziskus. 

Mit Franzikus bekam die Arbeit Nanns in Elendsvierteln der peruanischen Hauptstadt Lima, in armen Andendörfern und bei Indigenen im Amazonas einen anderen Stellenwert. "Franziskus hat einen Wandel angestoßen. Eine Art Rückkehr zum Auftrag der Bibel. Denn die Armen und Außenseiter, aber auch die Seelsorger, die an die gesellschaftlichen Ränder gehen, sie stehen nun plötzlich im Zentrum der Kirche."

Dies lasse sich fast fünf Jahre nach der Wahl des Papstes aus Argentinien auch in der vatikanischen Personalpolitik beobachten, so der 57-Jährige. Beim jüngsten Treffen aller 114 während der vergangenen zwölf Monate neu geweihten katholischen Bischöfe in Rom habe es nur wenige Universitätstheologen oder Kirchenmanager gegeben, erklärt Nann. "Die meisten waren Praktiker. Und ich, der ich aus einer der ärmsten Ecken Perus kam, fühlte mich nie als Außenseiter."

Von Deutschland in die Anden und den Vatikan

Von Deutschland in die Anden und den Vatikan: Hinter dem Mann mit schlichter Brille und dunklem Wollpullover liegt ein langer Weg. Nann stammt aus dem kleinen Kaiserstuhl-Weindorf Achkarren bei Freiburg. Schon während des Theologiestudiums wollte er nach Lateinamerika, der Priesterseminarleiter war dagegen. Erst im Zuge der damals neuen Kirchenpartnerschaft zwischen Freiburg und Peru klappte es dann 1986.

"Gemeinsam mit peruanischen Priestern haben wir am Stadtrand Limas gearbeitet. Es war eine aufregende und manchmal auch gefährliche Zeit", erinnert er sich. Das Land stand wegen des Kampfes mit den Terroristen vom "Leuchtenden Pfad" am Abgrund. Für deutsche Staatsbürger gab es Evakuierungspläne. Doch Nann blieb.

"Hungrig nach Frieden"

Anfang der 1990er wurde es ruhiger, und der junge Pfarrer traf auf Menschen, die der Terrorismus und die Angst hungrig gemacht hatten: "Hungrig nach Frieden und hungrig, religiösem Leben wieder Raum zu geben. Es war ein kirchlicher Frühling." Bis heute hält Nann - mittlerweile über WhatsApp - Kontakt zu der damaligen Gruppe von Jugendlichen, die er auf die Firmung vorbereitete. "Das ist auch eine der großen Unterschiede zu Deutschland. In Peru kann ich immer mit sehr vielen jungen Menschen arbeiten."

Nach mehr als 20 Jahren Lateinamerika fällt dem bescheiden auftretenden und häufig lächelnden Mann mit hölzernem Bischofsring eine, so sagt er, Paragrafenfixierung der deutschen Kirche auf. "Franziskus hat uns aufgerufen, mutig neue Wege auszuprobieren und immer nach individuellen Lösungen zum Wohl der Einzelnen zu suchen. Aber in Deutschland scheint es mir zu häufig in erster Linie um das Einhalten des Kirchenrechts zu gehen."

Nann versprach das "Gegenteil eines Protzbischofs" zu sein 

Dabei ist Nann kein linker Träumer oder Revolutionär. Er gehört der Gemeinschaft der Schönstattpriester an, die der Marienverehrung besonderen Raum gibt. Zugleich sieht er sich als Sympathisant der "neuen Befreiungstheologie". "Ich bin ein Sünder, der sich von Gott geliebt weiß", schrieb er nach seiner Ernennung in seinem Blog. Und er versprach, das "Gegenteil eines Protzbischofs" zu sein - ein Don Quichotte, der gegen den "Wind des Geldgötzen" kämpft. "Geld darf nicht zum Heilmittel der Erlösung werden", sagt Nann. Er beobachtet, dass auch in Lateinamerika Individualismus wächst und gesamtgesellschaftliche Solidarität schwindet.

Seine südperuanische Prälatur Caraveli reicht vom Meer bis auf 3.000 Meter Höhe. Und ist ähnlich groß wie Baden-Württemberg. Aber dort leben nur etwa 150.000 Menschen, und in 22 Pfarreien arbeiten 15 katholische Priester. Um bei Firmungen die Gemeinden zu besuchen, ist Nann stundenlang im Geländewagen auf unbefestigten Pisten unterwegs.

Vor Weihnachten ist er nun in Deutschland, um für die katholische Adveniat-Weihnachtspendenaktion zu werben. "Die globalen Probleme von Umweltzerstörung und Klimawandel, aber auch Fragen nach einer gerechten Gesellschaft und fairen Arbeitsbedingungen können wir nur gemeinsam lösen", zeigt sich Nann überzeugt. Christen dürften nicht wegschauen, wenn Wohlstand auf Kosten anderer erkauft werde. In Peru hat er die globalen Abhängigkeiten hautnah erlebt. "Zum Beispiel dann, wenn Regenwald unwiederbringlich abgeholzt wird, um Kakao für Europa anzubauen." Auch da ist Nann wieder nah bei Franziskus und dessen Aufruf zur Bewahrung der Schoepfung. (KNA 30.11.17)

martes, 31 de octubre de 2017

Auf Firmreisen



Die Praelatur Caraveli ist fast so gross wie Baden Wuerttemberg, aber nur 20% der Strassen sind geteert. Da fahrt man halt ein para Stunden von Pfarrei zu Pfarrei. Nun nuetze ich die Firmung aus, um von Pfarrei zu Pfarrei zu tingeln. So bin ich mehrmals




1 bis 2 Wochen von zu Hause weg. Ich kann mich nicht beklagen:

In jedem Ort werde ich mit Blumenboegen und Teppichen empfangen, die Kinder stehen Spalier, es gibt Tanzvorfuehrungen, Reden und jeden Tag Meerschweinchen zu essen, das ist die Spezialitaet der Anden. Es ist fast so, als wenn der Papst selbst kaeme. Das wird hoffentlich nicht jedesmal so sein. So lerne ich die Gegend und die Menschen kennen, mit etwas Trubel, aber auch Zeit zum Nachdenken und Reflektieren mit den Pfarrern, Schwestern und Katecheten. Einige meinen im Ueberschwang, in diesem Dorf waere noch nie ein Bischof gewesen, aber mein 66 jaehriger Fahrer, der auch schon die 3 letzten Bischoefe begleitet hat, kann sich doch an einen oder zwei Besuche in den letzten 40 Jahren erinnern. Die letzten 5 Tage war ich ohne Fernsehen, Telefon und Internet, eine keineswegs gottvergessene aber  elektronikfreie Zone. Und – es ging.
Die Bilder sind aus Doerfern der Pfarrei Pullo/Parinacochas.

Die Landschaft ist grandios. Tief eingeschnittene Taeler, einzelne bewaesserte Felder, viele duerre und steinige Stellen. Jetzt in der Trockenzeit sieht es etwas trostlos aus. Auf der Hochebene um den Pariacocha – See viel Viehzucht, ca. 5000 Kuehe und Rinder. Am Abend ein eisiger Wind vom 5.700m hohen Sara Sara Gletscher.

lunes, 2 de octubre de 2017

Begruessung und Firmungen in Puquio und Lucanas am 1.Oktober




Puquio und Lucanas liegen in den Anden im Departement Ayacucho. Ich wurde sehr herzlich begruesst und habe ueber 200 Jugendliche gefirmt.

lunes, 11 de septiembre de 2017

Mein neuer Wirkungsort: die Praelatur Caravelí






Caraveli ist ein Landkreis im Department Arequipa im Sueden Perús. Der Ort Caravelí selbst hat ca. 3000 Einwohner und liegt auf 1700m hoch. Ein sehr angenehmes Klima: trocken und warm am Tage und nachts frisch aber nicht wirklich kalt. An mehr als 320 Tagen im Jahr scheint die Sonne und der Himmel ist blau. Seit der Kolonialzeit wird hier Wein angebaut, der Traubenschnaps kann sich sehen lassen. In den letzten Jahren ist der Kleinst-Bergbau (v.a. Gold) angewachsen. Von Lima aus kommend sind es ca. 11 Busstunden, die meiste Zeit auf der Panamericana nach Sueden.

1957 hat der Vatikan die Praelatur Caraveli gegruendet. Ausser der Provinz Caraveli gehoeren dazu auch 3 Provinzen im Hochandenbereich, die zum Departement Ayacucho gehoeren. Die Praelatur umfasst ca. 30.000km2, also fast so gross wie Baden-Wuertemberg. Allerdings wohnen nur ca. 150.000 Menschen hier.

Die Praelatur hat 22 Pfarreien, die weiteste ist in 12 Stunden mit dem Gelaendewagen erreichbar. Es gibt 15 Priester und 5 weibliche Ordensgemeinschaften. Die Gruendung “Missioneras de Jesus Verbo y Victima” ist aus Caravelí und geht dorthin, wo kein Priester mehr hinkommt. Sie bilden zur Zeit 30 Novizinnen in Caraveli aus. Die ersten Bischoefe waren deutsche Herz Jesu Missionare aus Hiltrup: Federico Kaiser und Bernardo Kuehnel. Letzterer wird jetzt 90 Jahre alt und arbeitet noch an der Kathedrale mit. Mein Vorgaenger war Juan Carlos Vera, peruanischer Herz-Jesu-Missionar, der dann 2014 zum Militaerbischof ernannt wurde. Es gibt noch ein “kleines Seminar” (Wohnheim fuer Sekundarschueler), eine Pfarrschule und ausser der Bischofskirche auch eine Wallfahrtskirche der “Virgen del Buen Paso”. Ich wohne im Bischofshaus, ein einstoeckiger Holzbau, der frueher Schwesternhaus war. Zum Mittagessen bin ich dann beim Pfarrer und dem Alt-Bischof. Es gibt einen Toyota Hilux Gelaendewagen. Es gibt viele Gaestezimmer, Telefon und Internet. Ein Ordinariat habe ich nicht, ich komme mit einem Sekretaer und seinem Buero aus.

Meine Hauptarbeit besteht zunaechst mal darin, die 22 Pfarreien und das Seelsorgepersonal kennenzulernen. Deswegen bin ich jetzt oefter auf mehrtaegigen Firm- und Besuchsreisen. Jede Pfarrei hat dafuer ein eigenes “Bischofsgaestezimmer”. Meine erste Reise ging vom 29.-31.8. nach Otoca (ca. 6 Stunden Fahrt), wo wir das Fest der Heiligen Rosa gefeiert haben.

Die Praelatur hat auch ihren blog: www.prelaturacaraveli.blogspot.com.pe

sábado, 9 de septiembre de 2017

Eine neue Generation von Bischoefen

Ich betrachte mich unter den ueber 100 in den letzten Monaten neugeweihten Bischoefen bei ihrem Kurs der Baby-Bischoefe in Rom: Ich bin keine Ausnahme! Die meisten sind keine Doktoren, Kirchenrechtler, Ordinariatskarrieristen, Ultrakonservative. Nein, die meisten sind Pfarrer gewesen, Seelsorger, menschlich und nett. Die neue Generation von Bischoefen aehneln Franziskus...

sábado, 26 de agosto de 2017

Amtseinfuehrung in Caravelí


In Caraveli war dann am 22. August die Amtseinfuehrung mit deutlich weniger Gaesten, aber dafuer Delegationen aus den 22 Pfarreien der Praelatur. Ich wurde am Ortseingang begruesst, und durfte durch den Ort bis zur Kathedrale gehen, begleitet von vielen Kindern und Jugendlichen mit Deutschland- Peru- und Vatikan- Faehnchen. Es war wie ein Volksfest. Blasmusik und Jubel fuer die Ankunft des neuen Bischofs. Ich war wie in einem schoenen Traum. Am Abend verabschiedete sich dann auch meine Familie. Am 25. ging das Feiern wieder weiter mit meinem Geburtstag. Nun hoffe ich auf ein ruhigere Tage.



Vom 5. Bis 18. September werde ich in Rom sein zum Kurs der Baby-Bischoefe. Alle, die auf der ganzen Welt in den vergangenen 12 Monaten zum Bischof geweiht wurden, muessen an diesem Kurs teilnehmen. Bin mal gespannt.

Ganz herzlichen Dank fuer Euer Beten und Mitgehen. Ich habe mich sehr getragen gefuehlt.





Nach der Weihe








Nach der Weihe gab es einen Empfang mit vielen Umarmungen und Fotos. Mittagessen mit den Gaesten von ausserhalb fuer ca 300 Personen in meiner frueheren  Vorstadtpfarrei “La Esperanza” fuer ca 300 Personen. Ich wurde im Spalier von hunderten von begeisterten Leuten empfangen.

Die Dankandacht war im Schoenstattheiligtum. Die Bewegung hat einen Bund mit mir geschlossen: Deine Sendung (Mission) ist auch unsere. Die Gottesmutter wird Dich begleiten.

Am naechsten Abend Messe und Begegnung in meiner frueheren Pfarrei in Alto Moche. Auch ein Tanz durfte nicht fehlen.

Aus Deutschland kamen 8 Familienmitglieder: Meine Mutter, meine Schwester Martina, mein Bruder Andreas mit seiner Frau Britta, ihre Tochter Sarah und Sohn Samuel mit Anhang. Ausserdem Weihbischof Michael Gerber aus Freiburg, Pfr. Christian Loehr, Generalrektor des Schoenstaetter Priesterverbandes und Pfr. Franz Wehrle (Freiburg) aus meinem Weihekurs. 2 Frauen aus Karlsruhe, Diakon Horst Schweikart fuer Fidei Donum, Juergen Huber und Pfr Tibor Szelesz aus der Partnerschaft und der Deutschen Gemeinde in Lima.

Bischofsweihe am 15. August






Die Weihe war in der Kathedrale von Trujillo. Obwohl das Fest von Maria Himmelfahrt ein Werktag war, war die Kathedrale an diesem Morgen restlos gefuellt. Es kamen 20 Bischoefe, mehr als 50 Priester und viele Fruende aus verschiedenen Pfarreien, zB aus Trujillo, Lima, Santiago de Chuco, Caravelí.

Die Weihehandlung nahm der Erzbischof von Ayacucho und Vorsitzender der peruanischen Bischofskonferenz vor, Mons Salvador Piñeiro. 2er und 3er Konzelebrant waren Miguel Cabrejos aus Trujillo und Juan Carlos Vera, mein Vorgaenger.

Ich war zunaechst aufgeregt, aber ab dem Moment des Auf-dem-Boden-Liegens waehrend der Heiligenlitanei habe ich die Gebete so vieler Leute gespuert und wurde ganz ruhig.

Ich konnte eigene Zeichen setzen:

  • Ein einfaches Brustkreuz, das Kreuz der Einheit von Schoenstatt, das die Einheit von Christus und María, Gott und Mensch im Leiden zeigt.
  • Der schwarze Ring aus Kokosholz hat Aufsehen erregt. Allgemein steht der Bischofsring fuer die Treue und Liebe zu Christus und der Kirche, und in diesem Fall besonders fuer die Option fuer die Armen.
  • Der Stab war aus Holz aus dem Urwald, ein echter Hirten- und Pilgerstab.

Was mich besonders gefreut hat: Der neue Nuntius sagte ein para begeisterte Worte am Schluss: Reinhold, bleib so wie Du bist. Werde nicht klerikal und machthungrig, bleib nahe bei den Menschen. Sorge Dich um deine Priester. Bleibe mit den anderen Bischoefen verbunden.

martes, 4 de julio de 2017

Programm der Bischofsweihe


Programm der Bischofsweihe

14.8.      Bus-Wallfahrt nach Otuzco. Bedeutender Marienwallfahrtsort nur 1.5 Bus-Std entfernt aber schon auf ca.                 2500 Hoehenmetern in den Anden gelegen. Man kann gut mit Sammeltaxis und Kleinbussen hinkommen       (Abfahrt: am “paradero a Otuzco” in der Strasse:  Prolongación Unión, ca. 8.30Uhr). Diese Gegend aehnelt der Gegend meiner zukuenftigen Praelatur. Rueckkehr ca 16 Uhr.

15.8.      10Uhr   Bischofsweihe in der Kathedrale von Trujillo

                12Hhr    Empfang im Foyer der Kathedrale oder des Ordinariats

                13.30Uhr Mittagessen im Pfarrsaal der Pfarrei Madre de Cristo in La Esperanza (bitte anmelden)

                17 Uhr  Dankandacht am Schoenstattheiligtum (mit Imbiss):  in Covicorti (cerca colegio de abogados)

16.8.      10Uhr Treffpunkt an der Kirche von Huanchaco:  Strandspaziergang  mit Fischessen

Ca 15 Uhr empfehle ich den Besuch einer archaeologischen Staette wie Chan Chan oder den Mondtempel (Huaca de la Luna). Anschliessend Besuch der Innenstadt. Ich werde den Nachmittag ueber am Schoenstattheiligtum sein fuer Gespraeche.

19 Uhr Messe in Divino Maestro, Alto Moche (eine meiner frueheren Pfarreien am Stadtrand).

22.8.      10 Uhr  Feierliche Amtseinfuehrung in Caraveli


Wahlspruch und Wappen: Evangelium fuer die Armen


Erklaerung von Wahlspruch und Wappen

Jeder Bischof waehlt sich zur Bischofsweihe einen Wahlspruch und ein Wappen. Mein Motto ist: “Evangelium fuer die Armen”. Es ist eine Kurzfassung meines Spruchs zur Priesterweihe (Lk 4,18), den ich seit 30 Jahren lebe: “Der Geist hat mich gesandt, damit ich den Armen die Frohe Botschaft verkuendige”.

Das Wappen erklaert diesen Wahlspruch im Licht meiner persoenlichen Geschichte mit Gott und meiner Visión von Kirche, die auch der Visión von Papst Franziskus und von Pater Josef Kentenich entspricht.

Die 4 Teile des Wappens bedeuten:

  1. Eine marianische und muetterliche Kirche: Das Kreuz der Einheit von Schoenstatt zeigt Maria, ganz eng verbunden mit Jesus. So ist Kirche im Mitleiden mit dem Herrn und den Kindern, die Probleme haben.
  2. Eine arme, pilgernde und missionarische Kirche: Zu Fuss auf dem Weg zu den hohen Bergen. Sich fuehren Lassen. In den Bergen Gott und den Menschen begegnen.
  3. Eine Kirche, die aus der Eucharistie lebt und Frucht bringt. Die Traube ist die Frucht der Mutter Erde und der menschlichen Arbeit. Wein wird in Caravelí und am Kaiserstuhl angebaut. Die Traube wird zum Wein und dieser zum Blut Christi. Die Eucharistie gibt uns Kraft, Frucht zu bringen im Alltag.
  4. Eine Kirche wie der Gute Hirte. Nicht sich selbst suchend, sondern die Verlorenen. Die Verwundeten heilend. Barmherzig wie der Vater. Mit Hirten, die nach Schafstall riechen.

domingo, 18 de junio de 2017

Obispo

Hier stehe ich vor der Eisenwarenhandlung Obispo (auf deutsch: Bischof) in meiner bisherigen Pfarrei in San Antonio de El Estrecho.

Wer ist der neue Bischof von Caraveli? Wer ist Reinaldo Nann?



Ich bin ein Suender. Einer der sich von Gott geliebt weiss. Das gibt mir die Kraft, taeglich an mir zu arbeiten.
Ich bin ein Wahl-Peruaner mit deutschem Migrationshintergrund. Seit mehr als 20 Jahren in Armenviertel in Perú, am Stadtrand von Grossstadten an der Kueste, in den Anden, im Urwald. Ich spuere eine Chemie mit den einfachen und auch einigen nicht ganz einfachen Leuten in Peru. Ich bin gerne hier, vermisse dennoch staendig die deutsche Puenktlichkeit und Ordnung, aber manchmal gehts auch ganz gut ohne. Manchmal geht mein Charakter mit mir durch (“jetzt hat er wieder den Deutschen rausgelassen”). Mit meinem Hang zum Perfektionismus stehe ich mir oft selbst im Weg. Ich bin fuer das Einfache und das Praktische im Leben.
Ich bin Pilger und gehe gerne zu Fuss. Mit eleganter Kleidung und Ausruestung kann ich wenig anfangen, sie muss funktional sein. In meinem Denken und Handeln bin ich praktisch, aber ich bin auch Intellektueller, ich lese viel und gerne, will den Hintergrund und den Ursprung dessen, was ich hier erlebe verstehen. Ich hasse Schlangestehen. Das stresst mich ungemein. Mein einziges Gegengift ist ein gutes Buch oder Rosenkranzbeten.
Ich bin Kaiserstuehler. Ich ka noch alemannisch schwaetze. Ich mag das Landleben und die Natur. Ich habe als Kind und Jugendlicher auch in den Reben mitgearbeitet, in der Werkstatt von meinem Vater, aber meine grosse Liebe in dieser Zeit wurden die Buecher.
Ich bin ein Mann Gottes und ein Kind Mariens. Ich bete und meditiere gerne. Maria ist eine Mutter fuer mich, vor der ich mich auch mal ausheulen kann. Ich will mich von Gott fuehren lassen, indem ich auf seine Zeichen und Spuren in meinem Leben achte.
Ich bin ein Missionar, kein Kirchenfunktionaer. In jedem Menschen und in jeder Kultur und Religion entdecke ich zuerst das Positive, entdecke ich Gott bereits gegenwaertig und freue mich darueber. Erst dann gebe ich Zeugnis von meinen Erfahrungen mit Gott. Im Dialog, ganz ohne Druck und Rechthaberei, nicht wie so manche frueheren Missionare.  Erst geht es um den Menschen, dann um Gott. Das geht nur gemeinsam, dann kommt Kirche ins Spiel.  
Ich liebe die Kirche. Sie ist eine Mutter fuer mich. Etwas in die Jahre gekommen, mit Runzeln und so. Auf meine Mutter lasse ich nichts kommen, aber natuerlich darf ich als Sohn auch Klartext reden. Ich halte viel auf Familientradition, aber ohne staendige Erneuerung geht die Familie zugrunde. Die Figur des Jesus von Nazareth und von Papst Franziskus faszinieren mich, ebenso Taizé und die Befreiungstheologie (allerdings ohne sozialistischen Hintergrund). In der Schoenstattbewegung habe ich schon frueh meine geistliche Heimat und tragende Gemeinschaft gefunden. Dort habe ich gelernt, im Buendnis zu leben und zu arbeiten: mit Gott, mit allen lebendigen Kraeften und Stroemungen der Kirche, vor allem mit dem einfachen Volk.
Ich versuche in der Kirche nicht zu polarisieren. Ich kann in Progressiven und Konservativen etwas Gutes finden und mit Ihnen zusammenarbeiten. Ich werde vor allem mit den Armen eine Kirche der Armen bauen (meine Praelatur ist eine der aermsten Perus), die Reichen duerfen gerne dabei mithelfen. Ich kaempfe nicht um Programme oder Ideen, sondern fuer die kleinen Leute. Ich suche den Feind nicht in Personen und Gruppen, sondern im Materialismus und Konsumismus, die sich in den Haltungen von uns Menschen ausdruecken, auch bei mir. Ich will ungefaehr das Gegenteil von einem Protz-Bischof sein. Ich weiss, dass ich damit einige provozieren werde, aber es geht mir nicht um die Personen sondern um eine konsequente Haltung.
Ich gebe nicht viel auf Titel. Mir gefiel die Anrede “Vater” oder “Vaeterchen”(padrecito), die die Leute in Peru dem Priester geben. Ich fuehle mich nicht wohl mit der Anrede “Monsignore” oder “Exzellenz”. Es waere toll, wenn alle die mich als “Reinhold” kennen, mich auch weiterhin so anreden wuerden. Und die anderen vielleicht “Bruder Bischof”. Vielleicht faellt auch einem noch was besseres ein…
Ich bin ein Don Quijote, der unentwegt, einsam und voellig aussichtslos gegen den Wind des Geld-Goetzen kaempft. Er ist maechtig und wird angebetet von Reichen und Armen, auch innerhalb der Kirchen. Aber mit Gott ist nichts unmoeglich. Kaempfst Du mit?
         

lunes, 12 de junio de 2017

Langsam wirds mir klar


Am 27. Mai 12Uhr veroeffentlichte es der Vatikan auf seiner Homepage: Reinhold Nann ist Bischof der Praelatur von Caraveli (Perú). Damit war es oeffentlich. Eine Stunde spaeter ging es los: Anrufe, mails, Facebook, whatsapp und Interviewwuensche: Radio Vatikan, Schoenstatt Sao Paulo, Badische Zeitung…Und ploetzlich bin ich in Wikipedia… Nach drei Tagen ging der erste Sturm vorueber.

Ich wollte nie Bischof werden. Ich wollte Karriere nach unten machen. Wie Jesus eben. “Obwohl er von da oben war, hat er sich selbst klein gemacht und wurde in allem dem einfachen Volk gleich” (Phil 2). Und dann wurde Franziskus Papst. Und machte es genauso. Er will keine Bischoefe mit “Prinzengehabe” sondern “Hirten mit Stallgeruch”. Das ist meins. Ich bin ein Allrad-Missionar mit Schlamm an den Schuhen. Jetzt wird es mir immer klarer: Genau den will Franziskus als Bischof haben. In einer Kirche, die eher einem Feldlazarett gleicht. Nicht ich muss mich veraendern, das Bischofsamt ist sich am aendern. Da bin ich dabei. Jetzt kann ich mit Freude dazu ja sagen.
Wahrscheinlich wird das einige von der alten “Prinzengarde” beunruhigen. Gut so. Ich habe nicht vor, mich mit ihnen anzulegen. Ich werde einfach meinen Job machen und nach vorne schauen im abgelegenen Caraveli.
Ich fuehle mich noch etwas benommen, so wie Franziskus bei seiner Antrittsrede auf dem Balkon des Petersdoms. Fast vom Ende der Welt haben sie mich geholt. Ein “Gringo” aus dem Putumayo wird Bischof in Peru. Ich spuere dass ich das Gebet und die Unterstuetzung der Leute brauche. Darum sage ich euch immer wieder: Betet fuer mich. Ich brauche es. Danke.
Nach der Verabschiedung am 11. Juni, verlasse ich den Putumayo mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Jugendliche haben mir  ein paar ganz schlichte und herzliche Abschiedsbriefe uebergeben. Nach der Messe der obligatorische abrazo (Umarmung).
Meine Bischofsweihe wird am 15. August in Trujillo sein. Meine Amtseinfuehrung in Caraveli ist am 22. August.
Caraveli ist eine Art Weindorf mit nur 1000 Einwohnern (also fast wie Achkarren), mit  tagsueber warmen und nachts angenehm frischen Temperaturen. Die Situation der Seelsorge in Caraveli ist nicht einfach, doch davon hoert ihr ein andermal . Von Lima aus sind es 10h Busfahrt , von Arequipa aus sind es auch noch 5-6 Std.
Ich werde bis zur Weihe ueberwiegend in der deutschen Gemeinde von Lima sein: Parroquia Alemana, Dos de Mayo 259, Miraflores (Lima). Tel. 0051-1-4471881
Mit allen mit denen ich vorher per Du war, wuerde ich das auch gerne bleiben. Freundschaft hoert fuer mich mit der Weihe nicht auf! Ihr koennt mich Bruder Bischof oder auch schlicht mit dem Namen nennen, ich lege keinen Wert auf Titel.
Herzlichen Dank fuer alle Glueckwuensche und Gebete.                            Ihr/Euer Reinhold Nann

martes, 30 de mayo de 2017

Ein Anruf der alles veraendert

Am 22 Mai, kurz nach meiner Rueckkehr von meiner ersten vierwoechigen Missionsreise am Putumayo erreichte miche in Anruf von der Nuntiatur in Lima: “Papst Franziskus hat Sie zum Bischof der Praelatur Caravelí ernannt. Sind Sie einverstanden?” Ich erbat mir Bedenkzeit und bekam 24 Stunden – unter paepstlicher Schweigepflicht, mit niemandem darueber zu reden bis zur offiziellen Veroeffentlichung der Ernennung”.
Ich wollte nie Karriere nach oben machen in der Kirche, eher nach unten, hin zu den einfachen Leuten, den aermsten. Nach einer kurzen Zeit als Generalvikar in Trujillo vor mehr als 10 jahren, war ich gottfroh, das wieder losgeworden zu sein. Ich habe mich nie bemueht, stromlinienfoermig zu sein, um denen da oben zu gefallen oder mindestens nicht zu missfallen. Ich bin meinen Weg gegangen, durchaus in Liebe zur Kirche, aber ich habe nicht gebuckelt. Ich denke dass es in Peru eigentlich genuegend einheimische Priester geben wuerde, die sehr gerne Bischof werden wuerden. Vielleicht bin ich erst jetzt in der Aera Franziskus ein geeigneter Kandidat geworden.
Wie gesagt ich hatte keine Lust. Und ausserdem brauchen mich die Leute hier am Putumayo, es hat mir den Magen umgedeht, sie verlassen zu muessen. Dann habe ich mich gefragt, gut, das ist mein Wille. Und was will Gott von mir? Ganz offensichtlich kam dieser Anruf aus heiterem Himmel, also von oben her. Ich habe gebetet und nachgedacht, was will mir Gott mit diesem Anruf sagen? Und langsam kam eine grosse Ruhe in mich, ein untruegliches Zeichen fuer das Wirken des Heiligen Geistes. Ja Gott und der Papst moechten, dass Du dort in Caraveli Bischof wirst, nach der Art von Papst Franziskus: demuetig, bei den einfachen Leuten, sein, der Traum von einer Kirche der Armen fuer die Armen. Am Tag darauf war ich ueberrascht, wie leicht mir das “ja” von den Lippen kam.
Caraveli ist eine Praelatur mit 22 Pfarreien in einer schwierigen Geografie. Fast alle liegen hoch in den Anden, ausser der Kleinstadt Caravelí, die in einem sehr warmen Tal liegt. Viele Pfarreien haben keinen Pfarrer. Der Grossteil der Menschen spricht Quetschua, das werde ich wohl noch lernen muessen. Die Zone liegt bei Arequipa, Richtung Ayacucho und umfasst 29.000 Quadratkilometer! Ich war noch nie dort. Mehrere Orte sind mir durch den peruanischen indigenistischen Autor José María Arguedas bekannt, von dem ich einiges (z.B. Yawar Fiesta) gelesen habe. Die ersten beiden Bischoefe in Caraveli waren deutsche Herz-Jesu-Priester. Der jetzige ist auch Herz-Jesu, aber aus Perú. Er wurde vor 4 Jahren gleichzeitig auch Militaerbischof und beide Aemter wurden ihm einfach zu viel.
Meine Bischofsweihe wird am 15.8. in Trujillo sein, die Amtseinfuehrung am 22.8. in Caraveli. Ich lade alle meine Freunde vor allem zur Weihe in Trujillo ein, das 1000 Einwohner zaehlende Caraveli hat leider keine Infrastruktur um viele Gaeste aufzunehmen. Bis dahin bitte ich Euch vor allem um Euer Gebet. Ich moechte nicht, dass das Amt mich stolz macht und von den Leuten entfernt, sondern moechte vor allem ein Hirte sein, der nahe bei den Armen ist. 

Euer Reinhold Nann

Abenteuer Putumayo Rundbrief 28 Mai 2017

Abenteuer Putumayo: 4 Wochen im Boot, 1200km, 22 Doerfer



Vom 20.4. bis 19.5. war ich unterwegs auf dem Fluss Putumayo, dem Grenzfluss zwischen Peru und Kolumbien . 2/3 des 1300km langen peruanischen Teils gehoeren zu meiner Pfarrei, alle 39 Doerfer liegen an diesem Fluss. Er ist hier ungefahr so breit wie der Rhein bei Breisach, weniger tief aber mit sehr vielen Seitenarmen und Inseln schlaengelt er sich mit unzaehligen Windungen durch den Urwald. In der ersten Jahreshaelfte steigt er um einige Meter an und ueberschwemmt mit seinen schlammhaltigen Wassern den sonst recht sandigen und wenig fruchtbaren Boden. So sind diese Ueberschwemmungen ein Segen und ein Fluch zugleich, wenn sie zu frueh kommen, vernichten sie die Ernte, machen das Leben im Dorf kompliziert (die Hauser stehen ja auf Pfaehlen aber von einem Haus zum anderen gehts dann nur im Kanu) und vor allem verbreiten sich diese fuerchterlichen Stechmuecken ungehindert, das heisst Durchfall, Malaria, Dengue-Fieber.
Mit im Boot waren 4 Personen: Bea, eine polnische Laienmissionarin, die zum dritten Mal diese Tour organisiert, Saul ein junger Mann aus der Pfarrei, Raul der Steuermann und Gisella, die Koechin. Die Tour ist nicht billig, der Motor gehoert der Pfarrei, das Boot ist geliehen und der Sprit (5 Faesser) kostet etwas mehr als 1000 Euro, ungefaehr 6 Monate Mindestlohn in Peru. Das 19m lange Holzboot hatte 5 Schlafpritschen mit Schaumstoffmatratze und Moskitonetz, der einzig sichere Ort vor den verfluchten Plagegeistern. Das Mueckenschutzspray oder Oel half zwar ganz gut gegen die Schnaken, aber die wesentlich kleineren Mosquitos die einem lautlos in die Haut beissen, haben sich darán nicht im geringsten gestoert. Die Schlafstelle war ueberdacht und mit Plastik verstaerkt, was wunderbar gegen die ploetzlichen und starken Regenfaelle war, aber tagsueber bei Sonne einfach zu viel Hitze erzeugte. Lange Aermel sind ein Schutz aber nach einer Stunde war das Hemd verschwitzt. Mit einem Faecher Wind zu machen war das einzige was half. Die Einheimischen waren auch ueberall mit Stichpumkten uebersaet, da half nur eines: Zaehne zusammenbeissen. Das Klo im Boot war nur 1,5m hoch und duschen musste man sich mit einem Eimer zwischen den Benzinfaessern, das war ein Fressen fuer die Muecken. Ich war nach wenigen Tagen voellig genervt, vor allem als auch noch mehrmals der Motor ausfiel. Ich war drauf und dran alles hinzuschmeissen, Was mir geholfen hat waren die langen Stunden des Ausruhens in der Nacht. Da es auf den meisten Doerfern keinen Strom gab, ging man um 8 ins Bett bis am naechsten Morgen um 6.
In den 39 Doerfern gibt es 8 Ethnien (Huitotos, Orejones, Maijuna, Bora, Yaguas, Ticuna, Quichua und Ocaina. Allerdings haben sich seit dem Voelkermord in der Kautschukzeit (um 1900) die Etnien vermischt und die Sprachen und Traditionen sind am Aussterben. Nur in einem Dorf wird noch wirklich untereinander Tikuna gesprochen, in den restlichen gibt es noch ein zwei Alte, die oft auch noch unterschiedliche Sprachen sprechen. Es wird keine traditionelle Kleidung mehr getragen, aber in der Vorstellung was Gott ist, die Sehle und die Heilung von Krankheiten, da haben sich noch viele alte Werte erhalten, die wir als Kirche nicht ablehnen. Ja so hat Gott frueher zu den Alten im Urwald gesprochen, das ist so etwas wie das Alte Testament, auf dem der Glaube an Jesus Christus dann aufbaut.
Interessant am Leben am Fluss ist: Jedes Kind ab 3 Jahren kann schwimmen. Ab 5 Jahren koennen sie schon Kanu fahren und fischen und wenn sie ihr erstes Wildschwein geschossen haben, koennen sie auch eine Familie ernaehren und gruenden.
Die kleineren Doerfer haben 5-10 Familien und ca 50 Einwohner. Die meisten sind verwandt. Der Haeuptling (cacique) wird gewaehlt. Es ist eine Subsistenzwirtschaft. Man produziert um zu leben, es gibt kaum Verkauf oder Einkauf von Waren. Es gibt auch kaum eine Moeglichkeit etwas zu verkaufen, Fisch kann nicht 14 Tage lang transportiert werden bis in den Rest von Peru. Holz wird an der Grenze scharf ueberwacht, im Augenblick gibt es nur eine legale Moeglichkeit gut zu verdienen: Der Arahuana-fisch (ich vermute dass es sich um den Drachenfisch handelt, laicht im Maerz bis Abril. Dem Mutterfisch werden seine Laiche aus dem Mund gezogen und dafuer bekommt der Fischer von einem Aufkauefer ca. 50 Euro. Man sagt, dieser Fisch sei bei den Chinesen sehr beliebt. Seit 10 Jahren waehrt der Boom, wie lange noch? Sonst gibt es natuerlich noch die illegalen Geschaefte: Edelhoelzer, deren letzte Exemplare man immer tiefer im Urwald suchen muss. Kolumbianische Haendler zahlen gut. Coca natuerlich, frueher war hiera uf beiden Seiten des Flusses ein wahres Drogenanbaumekka, aber das hat sich in den letzten Jahren doch sehr geaendert. Die Praesenz und Zusammenarbeit von Militaerpatrullen beider Laender hat das Geschaeft schwieriger gemacht. Das gleiche gilt fuer die illegalen Goldwaescher. Auf grossen Floessen wird der Sand am Ufer abgepumpt, mit Quecksilber versetzt und nachher wird von Hand das Quecksilber und das Gold getrennt. Auch da haben beide Staaten diesen Umweltverschmutzern und Sich-selbst-vergiftern den Krieg erklaert. Ca 6 diesser Floesse sind bereits vernichtet worden. Das Problem ist. Die einzigen groesseren Doerfer, die wachsen, weil es dort Arbeit gibt, leben von diesen illegalen Aktivitaeten, ich schaetze es duerften ca 50 Familien sein.
Wenn wir in ein Dorf kommen, wird zu erstmal der Kazike besucht. Mit ihm machen wir aus, wann die Dorfversammlung sein kann, ob am gleichen Abend (geht meistens nicht, weil es keinen Strom gibt) oder am naechsten Morgen. Wenn  das Dorf mehrheitlich katholisch ist, gibt es dann noch eine Feier, manchmal eine Messe. Insgesamt habe ich auf dieser Fahrt 42 Kinder und 6 Erwachsene getauft, nur dreimal Eucharistie gefeiert, weil niemand ausser dem Misssionsteam zur Kommunion gegangen ist, da waren Wortgottesdienste dann einfach die bessere Loesung.
Ca 1/3 der Doerfer sind jetzt mehrheitlich evangelikal. Bis in die 80er Jahre, als die Pfarrei mehr praesent war, waren noch alle katholisch und es gab Gemeindeleiter in allen Doerfern, die meisten feierten Wortgottesdienste am Sonntag. Da die Pfarrei nicht mehr kam wurde das nur noch in einem Dorf durchgehalten, aber es gelang mir, in mehreren Doerfern wieder Leute zu gewinnen, die sich darauf vorbereiten werden, Gemeindeleiter zu sein. Die meisten waren sehr erfreut, dass die Pfarrei nun wieder in den Doerfern auftaucht. Oft wurde ich etwas abwartend gefragt, ob ich denn laenger bleiben wuerde. “Wenn Gott will” war dann meine Antwort.
So werde ich nun wahrscheinlich 3 Monate im Jahr auf dem Fluss leben: 2 Reisen flussabwaerts und 2 Flussaufwaerts. Nirgendwo gibt es Haendyempfang, allerdings gibt es in 5 Doerfern ein oeffentliches Telefon und in weiteren 10 ein Amatuerfunkgeraet, so dass die Schwestern am Pfarreisitz informiert werden koennen, wo wir gerade sind.
Gottseidank ist der Sitz der Pfarrei in der Kleinstadt El Estrecho, wo die Muecken (fast) kein Problem sind und ich zumindest uebers Telefon erreichbar bin. Herzlichen Dank auch allen Spendern, ich bin heute nach langer Zeit mal wieder im Internet und muss mich erst mal informieren, was von wem gekomen ist. Ganz besonders moechte ich Euch um Euer Gebet bitten, in solchen Extremsituationen ist es die Kraft, die mich durchhalten laesst.

Iquitos, 22.5.17                                                                               Euer Reinhold Nann

Alles am Fluss Rundbrief 27 Maerz 2017

Pfr Reinhold Nann                                                                                                        Rundbrief 27 aus Perú 3/17
Alles am Fluss
Liebe Freunde,
Nun bin ich schon fast 5 Wochen in Iquitos und doch noch nicht an meiner neuen Stelle. Diese erste Zeit ist noch eine Einfuehrungs- und Kennenlernphase. Ich bin zwar schon 20 Jahre in Perú, habe aber das Gefuehl, noch einmal ganz von vorne anzufangen.
Gleich am Anfang hat sich ein Zehennagel quer gestellt und musste teilweise gezogen werden. Ich schenkte dem kaum Beachtung, habe meinen normalen Rhytmus beibehalten und der Zeh wollte einfach nicht abschwellen. Daraufhin bekam ich eine Woche Bettruhe verordnet, was ich fuer intensives Lesen genutzt habe. An die Temperatur habe ich mich mittlerweile gewoehnt, auch das verlangsamt den Lebensrythmus weiter. Die Stechmuecken bleiben laestig, so langsam weiss ich wann und wo ich mich dagegen einschmieren muss.
Ich bin viel gereist. Von den 17 Pfarreien oder Missionsstationen habe ich 10 besucht, davon waren 4 nicht mit einem Priester besetzt. Alle liegen am Fluss: die meisten direkt am Amazonas oder an einem der 3 groesseren Nebenfluesse. Mein Reisebegleiter war Cesar Caro, spanischer Dioezesanpriester, der auch gerade hier seinen Dienst beginnt. www.kpayo.blogspot.pe
Wir haben viel gesehen, mit den anderen Missionaren geredet und von ihnen gelernt. Es gibt ein Netzwerk fuer Amazonaspastoral, das auch vom Vatikan und den deutschen Hilfswerken unterstuetzt wird: REPAM. Es hat unter anderem folgende Schwerpunkte: Pastoral an den Grenzen (Migration), Indiopastoral, Menschenrechte, lebenswertes Leben, Bildung. Es gibt in den 6 Laendern, in denen der Amazonas ist, 100 Dioezesen oder Vikariate, die am Amazonas gelegen sind. Der Amazonas produziert 20% des Sauerstoffs dieser Erde und einen grossen Teil des Suesswassers.
Meine zukuenftige Pfarrei: San Antonio del Estrecho
El Estrecho ist eine Klein- und Grenzstadt am Putumayo, der die Grenze zu Kolumbien bildet. Ausser den 5000 Einwohnern in der Stadt (knapp 1000 sind Militaer: Marine, Luftwaffe und Heer!) liegen ca 100 Doerfer an diesem Fluss, auf ca. 600km Laenge verstreut, die auch zur Pfarrei gehoeren. Diese Pfarrei hat seit Jahren keinen Pfarrer und wird von 3 Ordensschwestern betreut, die auch noch ein Internat haben. Dort sind Schueler aus den Doerfern, die dadurch die Moeglichkeit haben, eine weiterfuehrende Schule (nach der Grundschule) zu besuchen. In nur 5 Minuten bringt uns ein Fischerboot ans andere Ufer und ohne Grenzkontrolle bist Du in Kolumbien, in einem kleinen Fischerdorf. Bis vor kurzem waren dort noch die Farc – Rebellen an der Macht, sie geben in diesen Tagen ihre Waffen ab. El Estrecho ist ca. 300km noerdlich von Iquitos (Luftlinie). Es gibt keine Strasse, mit dem Boot waeren es ca. 2 Wochen. Gott sei Dank fliegt die peruanische Luftwaffe taeglich ca. 25 Passagiere und eine Menge Waren in weniger als einer Stunde dorthin.
Auf dem Bild bin ich am Flughafen mit Pfr. Cesar Caro und Schwester Lupita.
San Pablo: das Lepra Getto vor 90 Jahren
Ca 250km von Iquitos abwaerts am Amazonas liegt San Pablo. Dorthin wurden ab 1928 die Leprakranken des ganzen Gebietes verbannt und isoliert. Erst in den 40er Jahren fand Maxim Kuczynski, ein polnischstaemmiger Jude aus Berlin, der wegen den Nazis auswanderte und in Iquitos als Arzt wirkte, experimentell eine Behandlungsmethode. Er ist der Vater des heutigen Praesidenten von Peru! In den 50er Jahren war auch der Che Guevara fuer einige Monate hier, bevor er nach Kuba kam (siehe sein Motorradtagebuch). 1948 entstand die Pfarrei mit kanadischen Missionaren, die kanadischen Schwestern leiten bis heute das Lepra-heim, das allerdings nur noch 10 Patienten hat. Alle sind von der Lepra geheilt, Leiden aber an ihren Folgen (Verstuemmelungen). In der Praxis ist es ein Altenheim fuer Behinderte.
Das Dreilaendereck
Die Insel Santa Rosa ist 500km von Iquitos entfernt. Im Schnellboot sind das immerhin 11 Stunden. 5min ueber den Fluss im Fischerboot ist man entweder in Leticia/Kolumbien oder in Tabatinga/Brasilien, wenn zwischen beiden nicht ein Schild “Grenze” stehen wuerde, wuerde man den Uebergang nicht bemerkt haben. Beide Staedte sind Bischofssitze, haben auch einen Flughafen (sagen wir besser: Rollfeld). Es gibt hier im Grenzgebiet wegen fehlender Kontrolle viel Drogen- und Menschenhandel, letzterer vor allem fuer die Prostitution. In Santa Rosa ist die kleine Holzkirche in erbaermlichem Zustand. In wenigen Jahren wird der Holzwurm sie vernichtet haben. Hier wohnen ca 2000 Menschen, es gibt nur eine Art Mesnerin, zum Sonntagsgottesdienst den ein Priester aus Leticia haelt, kommen ca 10 Personen.
Ca 1 Stunde entfernt liegt Islandia, am Eingang zum Yawarí Fluss. Auch eine Insel, die die meiste Zeit des Jahres ganz unter Wasser steht. Die ca. 3000 Bewohner leben in einer Art Pfahlbauten, auch die Gehwege, die die Hauser verbinden, ruhen auf Pfaehlen. Es sieht ganz lustig aus, wenn die Kinder den grossen Platz als Schwimmbad benutzen. Die Pfarrkirche ist ganz nett, das Pfarrhaus aus Holz hat immerhin 10 Betten. Ich lerne die gerade angekommene Schwesterngemeinschaft kennen: 5 Schwestern zwischen 30 und 70 Jahren, alle aus Brasilien, aus 4 verschiedenen Ordensgemeinschaften, ohne Tracht. Sie werden die Pfarrei leiten und vor allem die Doerfer des Yawarí besuchen, die vor 9 Jahren zum letztenmal einen Pastoralbesuch von 2 Laienmissionaren bekommen haben. Es gibt dort viele Doerfer, die inzwischen zu 100% nichtkatholischen Gruppen angehoeren.
Ein Vikariat kurz vor der Pleite
Die Einnahmen einer Pfarrei hier belaufen sich auf ca. 40E monatlich an Kollekten und etwas weniger an Stipendien (Taufen und Messen). Das Vikariat erhaelt jaehrlich ca. 30.000E von Rom (Propaganda Fide, vor allem aus den Missionskollekten).  Sein Jahreshaushalt belauft sich auf knapp eine Million Dollar, wovon 2/3 in soziale Projekte gehen, die ueberwiegend ueber internationale Hilfswerke finanziert werden. Das Problem sind die Personalkosten der ca. 51 Missionare (Priester, Schwestern, Laien) und die Instandhaltungskosten der Haeuser, Kirchen sowie einige Verwaltungskosten. Dafuer klafft im Haushalt 2017 ein 100.000 US$ – Loch. Ich gehoere zu den wenigen Ausnahmen, die von ihrer Heimatdioezese ein Gehalt bekommen, und damit dem Vikariat keine Kosten verursachen. Ich habe bereits ein Hilfsgesuch an die Erzdioezese Freiburg geschickt, und hoffe auf eine grosszuegige Unterstuetzung. Ich werde auch die Haelfte meines Gehalts dem Vikariat geben, ich denke, dass mir die andere Haelfte sowohl fuer mich selbst als auch fuer die Pastoralarbeit in der Pfarrei genuegt. Diesmal bitte ich um eine grosszuegige Spende nicht fuer mich und meine Arbeit, sondern fuer die restlichen Missionare in diesem Vikariat. Vielleicht gelingt es mit vielen kleinen Hilfen das fuer uns grosse Loch zu stopfen. Ihr koennt eure Spende direkt auf mein Konto machen oder fuer die Spendenquittung an meine Heimatpfarrei in Vogtsburg.
In allen Schwierigkeiten mache ich immer wieder die Erfahrung: Gott laesst mich nicht im Stich. Diese Erfahrung wuensche ich Euch allen

Iquitos, 14.3.2017                                           Reinhold Nann                                                r.nann@web.de                Privat: IBAN: DE53 7509 0300 0007 1054 87  Pfarrei Vogtsburg: DE16 6806 3479 0024 1093 05 (Spende Reinhold Nann)

viernes, 10 de febrero de 2017

Partnerschaft in Iquitos


Heute war ich in Sachen Partnerschaft in Iquitos unterwegs: Aus der Erzdioezese Freiburg gibt es 2 Partnerschaften mit Pfarreien des Apostolischen Vikariats von Iquitos:

  1. St. Konrad in Villingen -                                              San José in Iquitos
  2. Hl Dreifaltigkeit und Hl. Kreuz in Wiesloch -     Santa Rita de Cassia in Castilla (Marañon)

Ich habe zuerst Padre Angel Saboya aufgesucht. Er ist 75 Jahre alt, seit 50 Jahren Priester, vielleicht der erste  Dioezesanpriester aus Iquitos. Er ist so etwas wie nationaler Geistlicher Leiter der JEC (Katholische Studierende Jugend) und hat in seinem Alter ein faszinierend gutes Verhaeltnis zu den Jugendlichen: Sie nennen ihn liebevoll “Shameco”, was so viel wie “Einfaltspinsel” bedeutet, aber irgendwie klingt es auch nach “Schamane”. Ich traf ihn beim Nationaltreffen der JEC, zusammen mit ca 50 Jugendlichen. Er war lange Pfarrer in San José, kann sich sehr gut an die Partnerschaft erinnern und war selbst auch schon mehrmals in Villingen. Ueber ihn kam ich dann in die Pfarrei San José, eine Pfarrei am Stadtrand von Iquitos und doch nur 10min vom Stadtzentrum entfernt. Dort traf ich auf einen engagierten Laien, Gustavo Chong, der frueher selbst Leiter des Partnerschaftskreises war, diese aber jetzt an Veronica Armas abgegeben hat. Er erzaehlte mir, dass der Kreis existiert und sich auch monatlich trifft. Es gibt wohl staendigen e-mail Kontakt zwischen den Mitgliedern. Die Unterstuezung aus Deutschland kommt vor allem z.Zt. 9 Jugendlichen zugute, denen ein Universitaetsstudium ermoeglicht wird. Pfarrer ist Juan Jose Castillo, im Moment leider in Urlaub.

Dann habe ich im Vikariat die Auskunft bekommen, wegen Santa Rita de Cassia koennte ich Pfr. Miguel Angel Cadenas aufsuchen, ein Augustiner der 20 Jahre dort Pfarrer war und jetzt die Pfarrei La Inmaculada in Punchana leitet. Das war ein sehr interessanter Besuch. P. Miguel Angel ist Spanier und ist ein ausserordentlicher Kenner der Kultur und der Menschen am Amazonas. Er glaubt nicht, dass die Eingeborenen sich laengst an die westliche Kultur angepasst haben, nein sie haben sich die westliche Kultur einverleibt ohne je aufgehoert zu haben, Eingeborene zu sein. Wie ein Tiger holt er sich alles Fremde gerne und mit grosser Offenheit an sich heran, vielleicht frisst er es in sich hinein, aber er bleibt ein Tiger. Dafuer spricht, dass in der 400.000 Einwohner Stadt Iquitos alles nach westlichen Maasstaeben abzulaufen scheint,  es aber eine Unmenge von Schamanen gibt, die weiterhin von sehr vielen aufgesucht werden in ihren Krankheiten und Problemen. Ich habe ihm fasziniert zugehoert. Vielleicht wird ein wenig deutlich, dass die Menschen hier nicht sehr begrifflich denken, eher symbolisch-mythisch.

Der jetzige Pfarrer von Santa Rita ist erst seit kurzer Zeit dort, er ist auch Augustiner. Leider sind auch die Schwestern nicht mehr dort, die bisher auch in der Partnerschaft engagiert waren. Es wird wohl noetig sein, mit dem neuen Pfarrer P. Luis Fernandez in Kontakt zu kommen. Santa Rita de Cassia ist ziemlich entfernt von Iquitos. Man fahrt zunaechst mit dem Bus nach Nauta (ca 2Std). Dort fahren um 6Uhr morgens Rapidos (Schnellboote) in ca 5 Std nach Santa Rita (frueher gings 3 Tage).